«Glarner:innen»: Jetzt gendert sogar schon das ESAF 2025

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Glarus,

Das ESAF 2025 verspricht mit Schwingen, Jodeln und der Nationalhymne Tradition pur. Und trotzdem setzt man auf Gendersprache. Wie passt das zusammen?

ESAF 2025
Der Schlussgang des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF) 2022: Beim diesjährigen ESAF 2025 wird in der offiziellen Kommunikation sogar gegendert. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Dieses Wochenende findet das ESAF 2025 im Glarnerland statt.
  • Auf der Website nutzt das Schwingfest Gendersprache und spricht von «Glarner:innen».
  • Für diese Entscheidung gibt es Kritik.
  • Ein Marketing-Experte staunt: «Hier prallen Welten aufeinander.»

Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF 2025) steht vor der Tür. Und Traditions-Fans schlagen Woke-Alarm.

Rund 270 Schwinger kämpfen auf dem Flugplatzgelände in Mollis GL um den begehrten Königstitel. Die Arena bietet Platz für bis zu 56’500 Fans und ist damit die grösste temporäre Sportarena der Welt.

«Schwingen ist der beliebteste und urtümlichste Sport der Schweiz», schreibt das ESAF auf seiner Website. «Das grösste Schwingfest kommt in das Land der urtümlichsten Demokratie.»

ESAF 2025 spricht von Tradition – und schreibt von «Glarner:innen»

Doch trotz so viel Tradition verpasst das Organisationskomitee dem Sport-Spektakel eine Prise Modernität. Das ESAF 2025 setzt in seiner offiziellen Kommunikation nämlich auf Gendersprache.

So ist auf der Website von «Glarner:innen», «Partner:innen» oder «Gastgeber:in» die Rede.

Das sorgt für Kritik: In einem «Nebelspalter»-Podcast bezeichnet der bekannte Schweizer Publizist Markus Somm das als «ganz peinlich». Er vermutet, dass die Organisatoren vor dem Zeitgeist eingeknickt seien und man die Menschen «umerziehen» wolle.

Schwingen, Steinstossen, Jodeln und gleichzeitig Gendern – wie passt das zusammen? Nau.ch hat beim ESAF 2025 angefragt.

Zunächst flattert eine automatische Antwort rein. Auch dort wird mit den Genderdoppelpunkten nicht gegeizt. Es ist von «sehr geehrte Absender:in» und «liebe Schwingerfreund:in» die Rede.

esaf 2025
Der Flugplatz in Mollis GL wird Schauplatz für das ESAF 2025. - keystone

In der eigentlichen Antwort heisst es dann, das Gendern sei «wichtig». Für eine ausführliche Stellungnahme zum Thema fehle zum aktuellen Zeitpunkt jedoch die Zeit. Die sportlichen Leistungen der nächsten Tage stünden im Vordergrund.

Wie kommt das bei den Schwingern an?

«Die Schwinger-Gemeinschaft ist ein Abbild der Bevölkerung. Es wird – wie überall – Leute haben, die damit Mühe haben.» Das sagt Reto Bleiker, Geschäftsleiter beim Eidgenössischen Schwingerverband (ESV), zu Nau.ch.

«Gendern wirkt ungewohnt und fremd»

Der ESV habe auf diese Entscheidung keinen Einfluss genommen. «Die Diskussion um Gendersprache am ESAF nehme ich zur Kenntnis», so Bleiker.

Beim Verband liege der Fokus nun auf einer erfolgreichen Durchführung des ESAF 2025 sowie dem gemeinsamen Erlebnis für alle Beteiligten.

Eine Einordnung liefert Marketing-Experte Felix Murbach bei Nau.ch: «Das ESAF ist tief in der Tradition verankert. Besucher und Fans dieses Grossanlasses verbinden es mit Heimatgefühl, Brauchtum und einer bodenständigen Sprache.»

Erstaunt es dich, dass das ESAF gendert?

«Dass auf der ESAF-Website gegendert wird, wirkt deshalb ungewohnt und fremd», urteilt Murbach.

Gleichzeitig sei dies auch ein «Signal für Offenheit». «Man zeigt, dass sich auch ein traditionsreicher Anlass mit der modernen Gesellschaft auseinandersetzt und alle willkommen sind.»

Marketing-Experte lobt «mutigen Brückenschlag»

Damit könne das ESAF 2025 auch ein neues Publikum erreichen, ohne das Fest selbst zu verändern. «Gerade in städtischen und jüngeren Zielgruppen werden Diversität und Inklusion geschätzt. Gleichzeitig bleibt das traditionelle und emotionale Erlebnis vor Ort – Trachten, Sägemehl, Gemeinschaft – authentisch.»

Der Experte lobt deshalb: «Dieser mutige Brückenschlag ist aus Marketingsicht nachvollziehbar.»

Felix Murbach
Marketing-Experte Felix Murbach erstaunt, dass das ESAF 2025 gendert. - zvg

Die Kritik am «Glarner:innen» und Co. sei dennoch verständlich. Denn: «Ein grosser Teil des Publikums kommt aus ländlichen Regionen, wo Gendersprache kaum verbreitet ist.»

Kurz: «Hier prallen Welten aufeinander – Tradition trifft auf Zeitgeist, und das am ESAF!», meint Murbach.

Daraus einen «Skandal» zu inszenieren, wäre überzogen. «Für mich zeigt es vielmehr, dass auch ein solcher Grossanlass mitten in gesellschaftlichen Debatten steht.»

Mehr zum Thema:

Kommentare

User #1685 (nicht angemeldet)

Wie Sie alle gendern..

User #5312 (nicht angemeldet)

In Zeiten gesellschaftlicher Unzufriedenheit und wirtschaftlicher Unsicherheit des Wutbürgertums bilden sich skeptische Grüppchen mit Leuten wie Luxy, Huldrych, Minimaus die den Staat als Versager betrachten. Diese Entwicklung kann auf die Frustration der Menschen zurückzuführen sein, die das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnisse unerfüllt bleiben. Die Suche nach alternativen Identitäten inmitten des sozialen Wandels verstärkt die Bildung solcher Gruppen, während autoritäre Persönlichkeiten in unsicheren Zeiten Zuspruch finden. Skandale und der Verlust von Vertrauen in staatliche Institutionen fördern Misstrauen und begünstigen antistaatliche Haltungen. Der Einfluss der Medien spielt eine entscheidende Rolle bei der Bildung der öffentlichen Meinung und kann die Ablehnung des Staates verstärken. Die Auswirkungen dieser Gruppierungen umfassen politische Instabilität, gesellschaftliche Spaltung und die potenzielle Gefahr von Extremismus.

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