Für die Menschen in Nordwesteuropa ist die Natur der Kontrast zum digitalen Stress. Eine Studie zeigt, dass sie sich gerne in einer gezähmten und komfortablen Natur erholen, ohne Leistungsdruck wandern und dabei doch nicht ganz auf das Smartphone verzichten.
Vorarlberg
Zwei Wanderer verunglückten gestern Samstag im Vorarlberg. - sda - KEYSTONE/MELANIE DUCHENE
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Studie wurde im Auftrag von Schweiz Tourismus von der Forschungsstelle Sotomo erarbeitet und am Montag in Zürich vorgestellt.

An der repräsentativen Online-Befragung nahmen 2000 Menschen aus der Schweiz sowie je 800 aus Frankreich, Deutschland, Grossbritannien und den Niederlanden teil.

Schweiz Tourismus wollte wissen, welches Bild die Menschen von der Natur haben und wie sich Arbeits- und digitaler Stress auf ihre Haltung zur Natur auswirken. Wenig erstaunlich, ist die Natur vor allem ein Sehnsuchtsort. Die Befragten würden die Natur mit Harmonie und Erholung in Verbindung bringen, lautet eine Schlussfolgerung der Studie, nicht jedoch mit Kargheit und Verzicht auf Komfort. Die wenigsten wünschten ein Zurück zu einer ungezähmten und wilden Natur.

In den untersuchten Ländern ist die Natur für das emotionale Gleichgewicht sehr wichtig. Am stärksten ist die Naturbezogenheit in der Schweiz. In der Natur könnten sich fast drei Viertel der Schweizer besonders gut von Druck und Stress erholen, schreiben die Studienautoren. Die Natur stehe als Erholungsort noch vor dem eigenen Zuhause.

Der Druck der Arbeitswelt und die Allgegenwart des Smartphones stressen vor allem die Deutschen und Schweizer. Die Schweizer fühlen sich aber seltener stressbedingt krank. Das liege daran, dass die Menschen in der Schweiz besonders nahe an der Natur lebten und sich in ihr besonders oft bewegten, heisst es in der Studie.

Aus Sicht der Befragten ist die Natur vor allem dort, wo der Mensch Erholung findet. Im Alltag besteht die Natur vor allem aus Wald, Wiesen und Äcker, Sehnsucht haben die Menschen aber nach Gewässer, Bergen, Naturparks und Heiden. Am zufriedensten mit der sie umgebenden Natur zeigten sich in der Umfrage die Schweizer.

Die Befragten hätten zwar gerne mehr Natur in ihrer Nähe, ein Zuviel an roher und wilder Natur dürfe es aber nicht sein, schreiben die Autoren. Nur eine Minderheit finde die Vorstellung angenehm, in einem Zelt in der freien Natur oder gar unter dem Sternenhimmel zu übernachten. Eine Mehrheit der Befragten würde vor allem die Dusche, das warme Wasser und das bequeme Bett bald vermissen.

Wer sich in der Natur bewegt, tut dies gemäss der Studie meist ohne Leistungsziele. Bevorzugte Tätigkeit zum Runterfahren und Erholen vom Druck der Leistungsgesellschaft ist das Wandern. Die wichtigsten Faktoren für eine geglückte Wanderung sind schönes Wetter und attraktive Landschaften. Gewandert wird am liebsten in gezähmten und komfortablen Natur, die mit einem guten Wegnetz erschlossen ist.

Die Wanderkönige unter den fünf befragten Nationen sind die Schweizer. Es gebe dort nicht nur mehr aktive Wanderer als anderswo, sondern sie würden auch länger marschieren und dabei mehr Höhenmeter überwinden, schreiben die Studienautoren.

Geschätzt wird beim Aufenthalt in der Natur, dass man nicht ständig erreichbar ist. Ein Drittel der Befragten schaltet beim Wandern das Mobiltelefon häufig aus oder nimmt es gar nicht mit. Ein Grossteil erlebt es als positiv, wenn für längere Zeit kein Empfang besteht. Grösser als die Angst, etwas zu verpassen, sei die Freude, aussen vor zu sein, lautet das Fazit der Studienautoren.

Trotzdem bleibt das Mobiltelefon für die meisten Befragten ein geschätzter Begleiter in der Natur. Es ist da für Notfälle, für die Orientierung oder für das Schiessen und Teilen von Fotos.

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