2021 wurden 1656 Missbrauchsfälle gemeldet – 4,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Fünf Kinder starben in einer Kinderklinik an Folgen von Misshandlungen.
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Die Fälle von Kindsmisshandlung sind 2021 um 4,1 Prozent gestiegen. (Gestelltes Symbolbild) - sda - KEYSTONE/CHRISTOF SCHUERPF
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Das Wichtigste in Kürze

  • 2021 starben fünf Kinder in Schweizer Kliniken, nachdem sie physisch misshandelt wurden.
  • Insgesamt meldeten Kliniken 1656 Missbrauchsfälle, in Anstieg von 4,1 Prozent.
  • Bei physischen Misshandlungen konnte ein deutlicher Anstieg registriert werden.

Fünf Kinder sind 2021 in Schweizer Kinderkliniken an den Folgen körperlicher Misshandlung gestorben. Das ist eines mehr als im Vorjahr. Zwei Kinder waren jünger als ein Jahr, eines wurde nicht zwei Jahre alt. Allgemein stieg im zweiten Jahr der Covid-19-Pandemie die Zahl der misshandelten Kinder.

Die Kinderschutzgruppen von 20 Kinderkliniken meldeten 1656 Fälle sicherer oder vermuteter Misshandlung von Kindern und Jugendlichen, wie die Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie in ihrer Jahresstatistik ausweist. Das entspricht einer Zunahme um 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Mehr körperliche und psychische Misshandlungen

Bei den körperlichen Misshandlungen wurde ein merklicher Anstieg registriert. Der Anteil der derart misshandelten Kinder stieg auf 36,7 Prozent nach einem Rückgang auf 29,7 Prozent 2020. Der Anteil psychischer Misshandlung stieg leicht an auf 19,9 Prozent. Eine Vernachlässigung lag in 26,9 Prozent der Fälle vor, sexueller Missbrauch bei 16,2 Prozent.

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Besonders körperliche Missbrauchsfälle an Kindern haben 2021 zugenommen. (Symbolbild) - Keystone

Die Diagnosen sind in 62,3 Prozent der Fälle sicher. Bei Misshandlungen und Vernachlässigung lagen die Sicherheitswerte der Kinderschutzgruppen jeweils höher. Grössere Unsicherheiten gab es beim sexuellen Missbrauch oder beim Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom.

Neu erhoben die Kinderschutzgruppen der Kliniken die psychische Misshandlung durch das Miterleben häuslicher Gewalt. Dabei zeigte sich, dass fast die Hälfte der gemeldeten psychischen Misshandlungen darauf zurückzuführen war. Die Anwesenheit bei häuslicher Gewalt kann auf Kinder ebenso gravierende Auswirkungen haben wie direkte Gewalt.

Opfer sind oft sehr jung – Täter sind oft Männer

Erneut wurden mit 55 Prozent Mädchen häufiger Opfer von Misshandlungen als Knaben. Dieses Geschlechterverhältnis ist gemäss der Pädiatrischen Gesellschaft seit zehn Jahren gleich. Bei sexuellem Missbrauch liegt die Zahl der Mädchen sechsmal höher als die der Knaben. Bei psychischen Misshandlungen stieg die Zahl der Mädchen weiter, während bei den Knaben körperliche Misshandlungen etwas überwogen.

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Die Misshandlungen gehen vor allem von den Familienmitgliedern aus. (Symbolbild) - Keystone

Einmal mehr bestätigte sich, dass besonders sehr junge Kinder Opfer wurden. 330 Kinder oder 19,9 Prozent waren bei Feststellung der Misshandlungen jünger als ein Jahr, 569 (34,4 Prozent) jünger als vier Jahre und 711 (42,9 Prozent) jünger als sechs Jahre. Die Dunkelziffer dürfte gemäss den Kindermedizinern hoch sein.

Die Täter stammten zu 75 Prozent aus dem Familienkreis. Psychische Misshandlungen geschahen fast ausschliesslich im häuslichen Umfeld. Sexuellen Missbrauch begingen mehrheitlich Personen aus dem Bekanntenkreis. Über 80 Prozent der Täter waren männlich.

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