Fieser Blitzer: Hat Polizei Beweisbilder manipuliert?
Knapp 600 Töff- und Autofahrer wurden an Ostern 2021 auf der Kerenzerbergstrasse geblitzt. Dabei kam es jedoch wohl zu Ungereimtheiten.

Das Wichtigste in Kürze
- An Ostern 2021 wurden auf der Kerenzerbergstrasse etwa 600 Töff- und Autofahrer geblitzt.
- Auf dem Abschnitt galt zeitweise nur Tempo 50 statt, wie üblich, 80.
- Doch die Signalisation sorgt für Fragezeichen.
- Vor allem die Kantonspolizei Glarus kommt in einem Gerichtsurteil überhaupt nicht gut weg.
Eine Baustellenzufahrt, ein Tempo-50-Schild, dubiose Beweisfotos und rund 600 Bussen wegen zu schnellen Fahrens: Eine Geschwindigkeitskontrolle, die die Kantonspolizei Glarus an Ostern 2021 auf der Kerenzerbergstrasse durchführte, sorgt bis heute für Ärger.
Stein des Anstosses ist die Signalisation. Mehrere Autofahrer geben an, dass das Tempo-50-Schild nicht oder nicht gut genug sichtbar gewesen sein soll. Es sei in einer Haarnadelkurve gestanden.
Ein Lenker, der sich vor Gericht gegen seine Bestrafung wehrte, wurde laut «Südostschweiz» nun zum zweiten Mal vom Obergericht freigesprochen. In der Zwischenzeit lag der Fall auch beim Bundesgericht.
Obergericht gibt Autofahrer Recht
Auf der betroffenen Strecke gilt normalerweise Tempo 80. Wegen einer Baustellenzufahrt wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit zeitweise auf 50 herabgesetzt.

Die Begründung für das Urteil birgt dabei Zündstoff: Das Gericht kritisierte die Polizeiarbeit deutlich. Die Verkehrssituation hätte bei dem Blitzereinsatz umfassend dokumentiert werden müssen. Dies geschah aber nicht, somit sei unklar, wo und wann genau das Tempo-50-Schild stand.
Entsprechende Fotos, die die Polizei verwendete, seien unmöglich an besagtem Osterwochenende entstanden.
Sie seien «erst im Nachhinein und dabei teilweise sogar manipulativ produziert» worden, zitiert die «Südostschweiz» das Gericht. In einem Fall soll ein Bild gar falsch datiert worden sein.
So sei nicht sicher feststellbar, «ob an Ostern 2021 oberhalb der Messstelle überhaupt eine Tempobeschränkung auf 50 Stundenkilometer signalisiert war».
Sollte das Urteil rechtskräftig werden, dürften auch weitere belangte Lenker ihre Strafen reduziert oder komplett aufgehoben bekommen.
Die Fälle von vier weiteren Fahrern sind derzeit noch pendent.







