Ex-UBS-Trader Adoboli meldet sich mit Dokumentarfilm zurück
Die Solothurner Filmtage eröffnen mit «The Narrative», einem Dokumentarfilm über den 2012 wegen Betrugs verurteilten Ex-UBS-Händler Kweku Adoboli.

Die Geschichte von Kweku Adoboli wird in dem Film «The Narrative» aufgearbeitet. Die kommenden 61. Solothurner Filmtage werden mit dem Dokumentarfilm eröffnet. In den vergangenen Jahren ist es still geworden um den Ex-UBS-Händler, der 2012 wegen Betrugs verurteilt worden war.
Adoboli hatte der grössten Schweizer Bank 2011 mit risikoreichen Spekulationen einen Handelsverlust von 2,3 Milliarden US-Dollar eingebrockt. Bei den Transaktionen setzte er unautorisiert mehr Geld ein als er durfte.
2012 wurde Adoboli in London zu einer Haftstrafe von sieben Jahren verurteilt, konnte das Gefängnis aber 2015 vorzeitig verlassen. Die britischen Behörden erlegten ihm aber ein lebenslanges Berufsverbot auf. 2018 wurde er nach Ghana abgeschoben. Adoboli war als Kind nach Grossbritannien gekommen und dort aufgewachsen, hatte aber keinen britischen Pass.
Nach seiner Entlassung aus der Haft 2015 gab Adoboli der «Financial Times» ein Interview. In diesem warnte er davor, dass die Finanzindustrie nicht aus ihren Fehlern lerne. Die Institute schöben die Verantwortung für Fehler auf Individuen – statt das System zu reflektieren, das zu diesen Fehlern führe.
Adoboli gesteht Unehrlichkeit ein
Er sagte auch, er erkenne heute an, dass seine Handlungen unehrlich gewesen seien. Er habe aber nur in guter Absicht gehandelt. Zuerst wollte er nach eigenen Angaben vor Gericht auf schuldig plädieren, durch ein Geständnis hätte er mit einem milderen Urteil rechnen dürfen.
Er entschied sich jedoch dagegen. Hätte er auf schuldig plädiert, wäre der Fall als Fehler eines einzelnen abgetan worden, begründete Adoboli.
Es komme in der Finanzindustrie häufig vor, dass von Individuen verlangt würde, die Verantwortung für Fehler zu übernehmen. «Das ist eine grosse Schande, weil es bedeutet, dass es keinen institutionellen Lernprozess gibt», sagte Adoboli damals. «Wir müssen aus den Fehlern einzelner und von Gruppen lernen und das kulturelle Verhalten reflektieren. Aber das geschieht nicht.»
2019 nahm er an einem Panel der CFA Society South Africa zu Unternehmensethik teil, wie aus seinem Linkedin-Profil hervorgeht. 2020 hielt er in Ghana einen Vortrag, der auf Youtube abrufbar ist.
Politisierter Fall: Adoboli ruft junge Ghanesen zur Heimkehr auf
Er sprach von einer Politisierung seines Falls im Zusammenhang mit der Migrationspolitik westlicher Länder und ermutigte junge Ghanesen, die im Westen ihr Glück versuchten, in das westafrikanische Land zurückzukehren.
Im gleichen Jahr gab es Medienberichte, Adoboli gebe sein Finanz-Comeback. Er wolle den dortigen Markt für hypothekenbesicherte Anleihen ankurbeln, hiess. Danach zog er sich jedoch offenbar aus der Öffentlichkeit zurück. Bekannt wurden keine weiteren Projekte oder Engagements.










