Der eine lässt sich zum Znacht einladen, die andere macht grossangelegte Velofahrten und der nächste engagiert einen Comedian. Es ist Wahlkampf in der Schweiz.
Wahlkampf
Für den Wahlkampf legen sich die Politiker mächtig ins Zeug. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am 20. Oktober 2019 wählt die Schweiz ihr Parlament neu.
  • Der Wahlkampf für National- und Ständerat hat begonnen.
  • Comedians, Songs, Po-Schützer oder US-Wahltaktik: Die Politiker lassen sich nicht lumpen.

Die Schriftzüge zwitschern es von den Plakaten. Die Sozialen Medien pfeifen es auf allen Kanälen. Am 20. Oktober wählt die Schweiz. Der Wahlkampf um das Parlament ist eröffnet.

Um einen Platz an der politischen Sonne werben unsere Politiker mit verschiedensten Mitteln. Die Berner Nationalrätin Aline Trede (Grüne) setzt (sich) auf den Sattel: Unter dem Hashtag #Teamtrede lädt sie zur gemeinsamen Velotour.

Wahlkampf Grüne
Schützt deinen Arsch: Grüne Nationalrätin Aline Trede schwingt sich für den Wahlkampf aufs Fahrrad. Und bleibt dabei auch hintenrum sauber. - Facebook / Aline Trede

Inklusive: Einkaufen im Dorfladen und Bauen von Bienenhotels. Und damit beim Velofahren alle sauber bleiben, verteilt Trede gleich auch noch Plastik-Schützer fürs Hinterrad. «Ich rette deinen Arsch – wähle mich», steht darauf.

Wahlkampf, Greta und ein VW-Bus

Ebenfalls ökologisch unterwegs nach Bern ist SVP-Mann Heinz Brand. «Wahlkampfstart mit Ross und Wagen in Fläsch. Von da aus CO2-neutral nach Maienfeld unterwegs...» kommentiert der Berner ein Bild auf Facebook.

Wahlkampf SVP
SVP Mann Heinz Brand im ökologischen Wahlkampf. - Facebook / Heinz Brand

Etwas weniger ökologisch zeigt sich FDP-Kollege Thierry Burkart. Der nämlich hat sich Greta zum Trotz einen alten VW-Bus gekauft. Geschmückt mit Burkarts Konterfrei macht der Bus nun Werbung – wo auch immer er steht und fährt.

Ebenfalls für sich werben lässt SVP-Frau Sandra Sollberger. Sie sucht via Facebook-Video SVP-Wahlbotschafter. Diese sollen ihr Umfeld für die SVP mobilisieren.

Wahlkampf FDP
Der Freisinnige Thierry Burkart hat sich für das Symbol der 68er-Bewegung entschieden: Den VW-Bus. - Facebook / Thierry Burkart

Wahlkampf mit Lachern, statt Argumenten

«Überzeuge die Leute mit einem Lacher», sagte sich wohl SVP-Ständeratskandidat Hansjörg Knecht. Der Aargauer engagierte einen Comedian, stülpte diesem das Pseudonym «Max Stöckli» über und liess ihn zum Werbe-Telefon-Video antreten.

Das Wahlkampf Video von SVP-Ständeratskandidat Hansjörg Knecht.

Ebenfalls für Lacher – wenn auch nicht gleichermassen gewollt – sorgt der Solothurner CVP-Nationalrats Stefan Müller-Andermatt. Sein Wahlkampf Song «Rudern ohne Ziel» soll den Kollegen ein Denkzettel sein.

Bedeutungsschwanger läuft Müller-Andermatt durch sein Solothurn. Zu sehen ist dabei nur sein Rücken. Zu hören die mahnende Botschaft: Gemeinsam ums Wesentliche kämpfen, statt sich politisch zu bekriegen.

Der Solothurner CVP-Nationalrat Stefan Müller-Andermatt mit seinem Wahlkampf-Song «Rudern ohne Ziel».

Engelsgesang und Kuchen für den SP Wahlkampf

Die Musik hat nicht nur die CVP für sich entdeckt. Auch die SVP «lüpft» ihre Wähler gerne mit Musik an die Urne. Ebenso die GLP – und Exponenten der SP.

Sozialdemokrat Angelo Barrile liess sich an seinem Kampagnen-Fest im Kosmos feiern. Inklusive Song «Tu sei un Angelo» von Olga Tucek.

Parteikollege Cédric Wermuth dagegen setzt auf Währschaftes: Er lässt sich von potentiellen Wählern zu Kaffee und Kuchen einladen. Dabei wird diskutiert, was der Aargauer im Stöckli alles ausrichte kann.

Cédric Wermuth zwillinge passiert
SP-Nationalrat Cédric Wermuth fordert eine Verstaatlichung der vorschulischen Kinderbetreuung. - Nau

Ob das Hausieren reicht, um auch vom politischen Kuchen ein Stück ab zu bekommen? Sowohl SP, als auch FDP scheinen daran zu glauben. Beide Parteien gehen von Haus zu Haus. Treffen werden die Politiker der beiden Lager sich dabei allerdings kaum.

Die Hausierer von Bern

Während die Sozialdemokraten aufs Geratewohl klingeln, hat der Freisinn sich in Übersee Schützenhilfe gepostet. Eine Mitarbeiterin der Wahlkampagne von Hillary Clinton war zu Besuch und gab Tipps für den Tür-zu-Tür-Wahlkampf.

Mit im Gepäck: Eine App, die anhand von öffentlichen Daten das Wählerpotential der FDP in einzelnen Quartieren auswertet. Die FDP-ler klingeln also nur dort, wo auch Potential hinter der Türe wartet.

Wie viel kostet ein Platz im Parlament?

Wie viel der Spass kostet? Darüber sprechen unsere Parlamentarier nur ungern. Recherchen des SRF zeigen aber: Im Durchschnitt stecken Parlamentarier rund 27'000 Franken aus ihrer eigenen Kriegskasse in die persönliche Kampagne.

Roger Köppel
Roger Köppel lacht in die Kamera, während Alfred Heer einen Spass treibt. - Keystone

Dazu kommen Spenden und Zustüpfe der Parteien. Die dicken Wahlkampf-Portemonnaies findet man allerdings fast durchweg rechts der Mitte.

Die SVP, bekannt für die höchstwahrscheinlich teuersten Wahlkämpfe, verdient unter anderem durch ihren Shop. Da gibt es etwa die Leucht-Schnapparmbänder «Frei und sicher» für Fahrradfahrer. Oder das flauschig, gelbe SVP-Sünneli-Kostüm.

Ein Schnäppchen ist der Sonnenschein allerdings nicht: Es kostet 1000 Franken. Ob ein Teil des Gewinns daraus auch in Roger Köppels Kriegszug fliesst? Ausführen tut der Nationalrat diesen unter dem Titel «Mein Wahlkampf».

Wahlkampf SVP
Für 1000.00 Franken darf man im Sünneli-Dress für die SVP werben. - Screenshot SVP Shop
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