Christian Althaus glaubt, dass sich alle Ungeimpften anstecken werden. Er plädiert für mehr Schutz der Kinder, die sich noch nicht impfen lassen können.
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Impfung oder Infektion: Christian Althaus glaubt, dass es nur diese beiden Optionen gibt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Irgendwann werde sich gemäss Althaus jeder Ungeimpfte mit Corona anstecken.
  • Im Winter könne das Covid-Zertifikat breiter eingesetzt werden, um Spitäler zu schützen.
  • Kinder sieht er in grosser Gefahr, da sie nicht geimpft werden können.

Ungeimpfte werden sich gemäss dem Berner Epidemiologen Christian Althaus früher oder später mit dem Coronavirus anstecken. Sollte das Gesundheitswesen im Winter wieder stark belastet sein, sei es denkbar, dass das Covid-Zertifikat stärker eingesetzt werde. Etwa auch in der Gastronomie. Geschützt werden müssten jetzt besonders die Kinder.

In den nächsten Jahren werden sich «vermutlich die meisten, die nicht durch eine Impfung oder durchgemachte Erkrankung geschützt sind, anstecken». Dies sagte der Epidemiologe der Universität Bern im Interview mit der «NZZ» von Donnerstag.

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Christian Althaus, Schweizer Epidemiologe der Universität Bern, War Mitglied der Covid-Task-Force. - keystone

Die Frage sei, wie sich die Infektionen verteilen werden und ob dies mit Massnahmen gesteuert werden solle.

Zertifikat im Winter auch für Innenräume?

Es sei nicht ganz sicher, ob genügend Personen geimpft seien, um einen starken Anstieg von schweren Erkrankungen zu verhindern. Sollte das Gesundheitssystem im Winterhalbjahr stark belastet werden, könne es sein, dass das Covid-Zertifikat als Voraussetzung für Innenräume eingesetzt werde. Dies könne für Ungeimpfte eine Motivation sein, sich doch noch impfen zu lassen.

Soll der Einsatz des Covid-Zertifikats ausgeweitet werden?

Zudem wäre es aus Sicht des Epidemiologen wichtig, dass man den Jungen erkläre, dass eine hohe Impfrate mehr Freiheiten ermögliche. Insbesondere müssten jetzt die ganz Jungen geschützt werden. Für Kinder unter 12 Jahren ist noch kein Impfstoff zugelassen. Und rund drei Viertel der Kinder seien noch nicht mit dem Virus infiziert worden, sagte Althaus.

Weil jetzt ein grösserer Teil der Erwachsenen geimpft sei, zirkuliere das Virus stärker bei den ganz Jungen. Und Kinder können sich gemäss Althaus gleich mit dem Virus infizieren und dieses auch ähnlich gut weitergeben wie Erwachsene.

Schulunterricht sollte aufrechterhalten werden

«Wollen wir, dass sich ein Grossteil der Kinder über den Winter infiziert?», stellte der Epidemiologe im Interview die Frage in den Raum. Es bestehe durchaus das Risiko von einigen hundert zusätzlichen Hospitalisationen, sagte Althaus.

Glücklicherweise verlaufe die Infektion bei den meisten Kindern sehr milde. «Aber auch bei ihnen kann es in seltenen Fällen zu Long Covid kommen.»

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Impfungen für Kinder und Jugendliche erscheinen inzwischen dringender als am Anfang der Pandemie. (Symbolbild) - dpa

Daher sollten Erziehungsdirektionen Antworten liefern auf die Fragen, wie Kinder geschützt werden sollen, bis der Impfstoff für sie zugelassen wird. Der Unterricht solle so gut wie möglich aufrechterhalten werden, «ohne dass das Virus völlig unkontrolliert in den Schulen zirkuliert». Dabei spielten Massentests und eine gute Überwachung der Luftqualität in Schulzimmern eine wichtige Rolle.

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