Der Kanton Thurgau will im Zuge des Hochwasserschutzes die Thur verbreitern. Betroffen sind Flussanlieger. Einige müssen um ihre Existenz fürchten.
Thur
Das Flussbett der Thur soll für mehr Hochwassersicherheit stellenweise verbreitert werden. - KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kanton Thurgau will der Thur mehr Platz geben und den Hochwasserschutz so verbessern.
  • Betroffen von den Plänen ist eine Bauernfamilie, die nun ihre Existenz gefährdet sieht.
  • Wird das Vorhaben wie geplant umgesetzt, stehen ihre Kühe direkt neben dem Wasser.
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Der Kanton Thurgau möchte dem Fluss Thur mehr Platz geben, um den Hochwasserschutz zu verbessern. Im Rahmen des Projekts Thur3 soll der Fluss ausgeweitet werden.

Dafür benötigt der Kanton jedoch Flächen, die zum Teil aktuell landwirtschaftlich genutzt werden. Manch Betroffener sieht deshalb seine Existenz bedroht.

So etwa die Bussnanger Bauernfamilie Huggel, von der die «Thurgauer Zeitung» berichtet. Vom aktuellen Projektentwurf wäre ein grosser Teil des Landwirtschaftslandes der Huggels betroffen.

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Die Flächen könnten dann nur noch bedingt bewirtschaftet werden. Ihre Existenz als Milchbauern mit derzeit 150 Kühen wäre sehr stark beeinträchtigt.

Ein anderer Landwirt, der in geringerem Mass ebenso von dem Projekt betroffen ist, erklärt: «Die Familie wird grundsätzlich einfach enteignet, das Land geht an die Thur und das Projekt des Kantons.»

Brisant: Die sogenannte Interventionslinie des Kantons verläuft bei den Huggels direkt neben dem Kuhstall. «Die Kühe würden ins Wasser fallen», sagt Urs Huggel überspitzt.

Betroffene fühlen sich von Behörden im Stich gelassen

Die Familie fühlt sich vom Kanton im Stich gelassen. Trotz Besuchen von Behördenvertretern auf ihrem Hof würden die Verantwortlichen die existenziellen Probleme der Huggels ausblenden.

Waldhof Thur
Der Waldhof der Familie Huggel befindet sich direkt an der Thur. - Open Street Maps

Unklar ist aktuell ohnehin noch, wie das Projekt am Ende konkret aussehen wird. Es könnte also auch sein, dass noch mehr Land gebraucht wird.

Laut Martin Eugster, Leiter des kantonalen Amts für Umwelt, sind die bisher bekannten Pläne nicht in Stein gemeisselt. «Erst im Zuge des abschnittsweisen Korrektionsprojektes» werde alles definitiv festgelegt, erklärt er gegenüber der Zeitung.

Zukunft der Söhne als Hofnachfolger ungewiss

Für Urs und Barbara Huggel, die den Hof im Jahr 2000 übernahmen, bedeutet das viel Ungewissheit. Vor allem in Bezug auf ihre Söhne Andri und Cyril: Sie wollten den Hof eigentlich einmal übernehmen.

Beide haben in eine Ausbildung zum Agrotechniker investiert und sehen ihre Existenz durch die Pläne bedroht. «Wir haben keine Planungssicherheit. Es ist keine einfache Situation», sagte der jüngere Bruder Cyril zur «Thurgauer Zeitung».

Die Familie Huggel wird daher weiter für ihre Rechte kämpfen. «Jeder Quadratmeter Land, den wir behalten können, hilft uns, weiter bestehen zu können», so Andri.

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