Laut der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom) sind grössere Anstrengungen nötig, um die Stromversorgung der Schweiz längerfristig zu sichern.
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Strommasten. (Symbolbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die bisher geplanten Massnahmen seien wichtig, reichten aber gemäss Elcom nicht aus.
  • Die Elcom unterstützt die erhöhten Zielwerte bei den erneuerbaren Energien.
  • Ein beschleunigter Ausbau sei dringend notwendig.

Um die Stromversorgung der Schweiz längerfristig zu sichern, sind laut der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom) grössere Anstrengungen nötig. Die bisher geplanten Massnahmen seien wichtig, reichten aber nicht aus, hiess es an der Elcom-Jahresmedienkonferenz am Donnerstag.

Die Pläne des Bundesrates, die Speicherwasserkraft um rund 2 Terawattstunden (Billionen Wattstunden, TWh) auszubauen und die heutige Selbstversorgungsfähigkeit zu erhalten, seien wichtig, schreibt die Elcom. Ebenso unterstützt sie die erhöhten Zielwerte bei den erneuerbaren Energien. Ein beschleunigter Ausbau sei dringend notwendig.

Das Zubauziel hätte er bis vor wenigen Tagen noch als das absolute Minimum bezeichnet, sagte Elcom-Präsident Werner Luginbühl vor den Bundeshausmedien. Das Scheitern des Rahmenabkommens mit der EU verändere die Sachlage. Die Schweiz habe für ihre Pläne immer mit dem Zustandekommen des Stromabkommens gerechnet. Dieses Abkommen sei nun in unabsehbare Ferne gerückt.

Stromimporte laut Elcom im Winter auf wackeligen Füssen

Die Stromimporte im Winter stehen damit auf wackligen Füssen. Sie sind von politischen Entscheiden im Ausland abhängig, etwa von der EU oder anderen Regulatoren. Die Nachbarländer seien ebenfalls am Ausstieg aus Atomkraft und fossiler Energie, gab Luginbühl zu bedenken. Auch sie rechneten deshalb im Winterhalbjahr mit steigenden Importbedürfnissen.

Werner Luginbühl Elcom
Werner Luginbühl, Präsident Elcom, spricht während einer Jahresmedienkonferenz der Elcom über die Versorgungssicherheit und Tarifentwicklung, am Donnerstag, 3. Juni 2021 in Bern. - Keystone

Die Elcom unternehme aktuell alles, um in einer technischen Vereinbarung mit der EU eine faire Berücksichtigung der Schweiz zu erreichen. Da jedes EU-Land dabei ein Vetorecht habe, sei das indessen mit grossen Unsicherheiten behaftet. Die Schweiz müsse im Winter ihren Importbedarf von durchschnittlich 4 TWh selber decken können, was einen entsprechenden Zubau bedinge, fuhr Luginbühl fort. Dabei seien die Reserven noch nicht berücksichtigt.

Mit dem Abstellen der Atomkraftwerke dürfte die Versorgungslücke im Winter nach Elcom-Angaben auf weit über 10 TWh steigen. Die AKW produzieren im Winter 14 TWh und gleich viel im Sommer. Der jährliche Schweizer Strombedarf liegt bei rund 60 TWh.

Spitzenreiter bei Versorgungsqualität

Bei der Versorgungsqualität gehört die Schweiz in Europa zu den Spitzenreitern: Im vergangenen Jahr waren jeder Endverbraucher und jede Endverbraucherin im Durchschnitt 21 Minuten von einem Stromausfall betroffen. Im Vorjahr waren es noch 19 Minuten gewesen.

Zudem hatte 2020 jeder Konsument 0,32 Unterbrechungen pro Jahr. Das bedeutet, jeder Endverbraucher hätte im Durchschnitt alle 3,1 Jahre eine Störung. Damit sei die Stromversorgungsqualität in der Schweiz weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, schreibt die Elcom.

2020 schloss die Elcom die Übertragung des 7000 Kilometer langen Höchstspannungsnetzes an die Swissgrid ab. Als letzten Schritt legte sie die von der Swissgrid zu leistende Enteignungsentschädigung an die ehemaligen Eigner, die Elektrizitätswerke, fest. Eine der grössten Transaktionen der jüngeren Schweizer Wirtschaftsgeschichte hat damit einem Umfang von 2,9 Milliarden Franken, wie Elcom-Geschäftsführer Renato Tami sagte.

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