Aufgrund der Strommangellage wurden diesen Winter in der Schweiz Abschaltungen befürchtet. Werner Luginbühl bestätigt: Es gebe eine «gewisse Entspannung».
Elcom-Präsident Werner Luginbühl rechnet im Winter kaum mehr mit Stromabschaltungen. Solche seien «eher unwahrscheinlicher» geworden, sagte er im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP.
Elcom-Präsident Werner Luginbühl rechnet im Winter kaum mehr mit Stromabschaltungen. Solche seien «eher unwahrscheinlicher» geworden, sagte er im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP. - sda - KEYSTONE/ANTHONY ANEX
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Das Wichtigste in Kürze

  • In diesem Winter könnten Stromabschaltungen aufgrund der Mangellage nicht eintreffen.
  • Elcom-Präsident Werner Lugibühl spricht von einer «Entspannung» der Lage.
  • Entwarnung gibt er trotzdem nicht.

Eine Strommangellage in diesem Winter in der Schweiz mit möglichen Stromabschaltungen, wie noch im Sommer befürchtet, ist unwahrscheinlicher geworden. Entwarnung gibt Elcom-Präsident Werner Luginbühl aber nicht.

«Es gibt tatsächlich eine gewisse Entspannung», sagte der Elektrizitätskommissionspräsident im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP. Das heisst: «Wir können etwas ruhiger in diesen Winter gehen.»

Stromabschaltungen können nicht ausgeschlossen werden

Stromabschaltungen seien «eher unwahrscheinlicher» geworden, ausschliessen könne man sie aber nicht. Es seien Szenarien denkbar, bei denen es «trotzdem eng werden könnte». Es herrsche ja immer noch Krieg in Europa. «Und wir haben in diesem Jahr gelernt, dass Dinge passieren können, die wir uns vorher nicht vorstellen konnten.»

Es sei daher sicher ratsam, immer noch haushälterisch mit Strom umzugehen. «Alles, was wir im frühen Winter nicht brauchen und in den Speicherseen verbleibt, steht zur Verfügung, wenn es gegen Ende Winter noch ein Problem geben könnte.»

Sollte es beispielsweise einen sehr kalten Winter geben oder es in Europa zu Anschlägen auf Gas-Infrastrukturen kommen. Insofern sei es auch richtig gewesen, die Bevölkerung auf mögliche Probleme vorzubereiten und Massnahmen zu ergreifen, um allenfalls kritische Situationen zu überbrücken.

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Die Strompreise sind deutlich gestiegen. Nicolas Armer/dpa - dpa

Und auch mit Blick bereits auf den nächsten Winter 2023/24 gibt es Unwägbarkeiten: So sei heute nicht sicher, ob die europäischen Gasspeicher im nächsten Sommer gefüllt werden können. Denn 2022 habe es – trotz der Kürzungen – bis Mitte Jahr noch beträchtliche Gaslieferungen aus Russland gegeben. «Nächstes Jahr wird Europa aber wahrscheinlich gar kein russisches Gas mehr bekommen, und es muss sich erst noch zeigen, wie weit dies substituiert werden kann.»

Risikofaktor bleiben französische Atomkraftwerke

«Wir sind daher froh über die inländischen Reserven, die jetzt im Schnellzugtempo geschaffen wurden und uns dieses, aber auch nächstes Jahr zur Verfügung stehen.» Gemeint sind die Wasserkraftreserve sowie das thermische Notkraftwerk in Birr, das im Moment gebaut wird. In diesem Winter würde dieses allerdings mit Heizöl betrieben und nicht mit Erdgas.

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Ein Risikofaktor bleiben auch die französischen Atomkraftwerke: Angesichts der entdeckten Korrosionsschäden an einigen der Anlagen gebe es nach wie vor Unsicherheiten. Einer der Gründe für die Entspannung sei aber gerade auch die Tatsache, dass die Franzosen angekündigt haben, dass sie einen wesentlichen Teil ihrer Kernkraftwerke in diesem Winter wieder ans Netz bringen werden.

Auch das grundsätzliche Problem ab 2025 bleibe bestehen. Vor der Invasion Russlands in die Ukraine und vor der folgenden Energiekrise hatte der Bund bereits davor gewarnt, dass es in drei Jahren zu einem Engpass kommen könnte.

Die Elcom bekräftigt daher vehement die Forderung, dass in der Schweiz bis 2025/26 eine zusätzliche Kapazität von 1000 Megawatt aufgebaut wird, um allfällige Engpässe überbrücken zu können.

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