El Anatsui und seine Monumentalskulpturen im Kunstmuseum Bern
Mit seinen Skulpturen ist der ghanaische Künstler El Anatsui seit fünf Jahrzehnten eine signifikante Stimme der Gegenwartskunst Afrikas.
Das Wichtigste in Kürze
- Der ghanaische Künstler El Anatsui macht afrikanische Gegenwartskunst.
- Seine Werke werden im Kunstmuseum Bern ausgestellt.
- Im Zentrum der Ausstellung stehen Anatsuis «Bottle Cap»-Werke.
Monumental und doch filigran: Mit seinen Skulpturen ist der ghanaische Künstler El Anatsui seit fünf Jahrzehnten eine gewichtige Stimme der Gegenwartskunst Afrikas. Nun sind seine Skulpturen im Kunstmuseum Bern zu sehen.
Mit der schrittweisen Loslösung afrikanischer Staaten von den kolonialen Mächten stellte sich der ghanaische Künstler El Anatsui eine Frage: Was könnte afrikanische Gegenwartskunst sein?
Was liesse sich aus den handwerklichen Traditionen und verschiedenen kulturellen Auffassungen des afrikanischen Kontinents schöpfen?
El Anatsui verarbeitet Geschichte mit Werk
Zusammen mit formalen Anliegen entwickelte sich aus dieser Fragestellung in den folgenden Jahrzehnten ein umfangreiches Werk. Darin verarbeitet El Anatsui Themen wie den Umgang mit Geschichte und natürlichen Ressourcen.
Kernstück der Ausstellung im Kunstmuseum Bern sind El Anatsuis «Bottle Cap»-Werke. Dabei verarbeitet der Künstler gemeinsam mit Assistierenden tausende gefundener Schraubverschlüsse von Spirituosenflaschen. Europäer hatten einst Spirituosen als Währung nach Afrika gebracht und als Mittel der Unterdrückung.
Das Schneiden, Flachschlagen, Zusammendrücken, Drehen, Falten und Zusammenfügen von Tausenden dieser Flaschenverschlüsse zeigt die Vielfalt des Materials. Es steht gleichnishaft für das Zusammenwirken von menschlichen Gemeinschaften.
Verkörperung von Gegensätzen
Die Werke verkörpern Gegensätzliches, stammen sie aus steifem Metall und fallen zugleich weich wie gewobene Stoffe. Sie beanspruchen auf fast aggressive Weise Raum und sind doch filigran wie ein Papierschnitt.
«Ich habe mit einer ganzen Reihe Materialien experimentiert. Ich arbeite auch mit Material, das viel Berührung und Verwendung durch Menschen erlebt und erfahren hat. Diese Arten von Material und Arbeit sind stärker aufgeladen als Materialien oder Werke, bei denen ich mit Maschinen gearbeitet habe.»
Weiterhin sagte der Künstler: «Kunst erwächst aus jeder spezifischen Situation. Ich glaube, Künstler sollten besser mit dem arbeiten, was ihre jeweilige Umgebung gerade bereitstellt.» So wird El Anatsui in einer Mitteilung des Berner Kunstmuseums zitiert.
Die Metallgewebe El Anatsuis sind eine logistische Herausforderung: Formate von 5 mal 10 Metern und mehr sind keine Seltenheit. Zur Herstellung dieser monumentalen Arbeiten beschäftigt El Anatsui bis zu vierzig Personen in seiner Werkstatt in Nsukka (Nigeria).
