Schweizer Konsumenten werden im 2021 vermutlich wieder mehr im Ausland einkaufen. Der Detailhandel rechnet daher mit Umsatzeinbussen im kommenden Jahr.
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Der Einkaufstourismus nimmt wieder zu. (Symbolbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schweizer Detailhandel erzielte 2020 einen höheren Umsatz als 2019.
  • Es wird jedoch erwartet, dass dieser Trend sich 2021 nicht fortsetzt.
  • Konsumenten werden voraussichtlich wieder verstärkt im günstigeren Ausland einkaufen.

Die Schweizer Detailhändler werden 2020 voraussichtlich deutlich mehr Umsatz erzielen als 2019. Dieser positive Trend dürfte jedoch im Jahr 2021 an Schwung verlieren. Dies, wenn die Pandemie besser unter Kontrolle gebracht ist und die Einkäufe in den Nachbarländern wieder voll anlaufen.

Von Januar bis September stiegen die Schweizer Detailhandelsumsätze im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 Prozent. Dies zeigt das Barometer zum Konsumklima des Umfrageinstituts GfK. Dieses Wachstum ist vor allem auf den Food-Bereich zurückzuführen, der um 10,3 Prozent zulegte, während das Non-Food-Segment stagnierte.

Online-Wachstum wird sich verlangsamen

Angesichts der im vergangenen Frühling verhängten Massnahmen und der zweiten Welle von Covid-19 bestellten aber auch viele Konsumenten im Internet. «Geschäfte haben in wenigen Monaten die Online-Umsatzziele erreicht, die sie sich für die nächsten drei bis fünf Jahre gesetzt hatten». Dies erklärte Karine Szegedi, Leiterin der Abteilung Konsumgüterindustrie beim Unternehmensberater Deloitte Schweiz.

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Läuft wie am Schnürchen: Der Trend zum Online-Handel hält an. (Symbolbild) - dpa

Laut Szegedi dürfte ein grosser Teil der Kunden auch nach der Krise weiterhin online einkaufen, sofern die Erfahrungen positiv waren. Dennoch wird sich das Wachstum des Onlinehandels laut der Expertin im kommenden Jahr wieder verlangsamen, respektive normalisieren.

Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt

Dafür dürfte ein anderes Thema zurück aus Tapet kommen: Laut Berechnungen hatten die Schweizer Konsumenten 2019 nämlich Waren im Wert von 8 Milliarden Franken im grenznahen Ausland gekauft. 2020 war das anders: Vor allem in der ersten Welle der Pandemie mussten sie hauptsächlich hierzulande einkaufen.

Das dürfte sich im nächsten Jahr wieder ändern. In einer in 13 Ländern durchgeführten Umfrage gaben 29 Prozent der Befragten an, sie hätten Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. 20 Prozent gaben mehr aus, als sie verdienten, und 40 Prozent machten sich Sorgen um ihre Ersparnisse.

Günstiger Einkaufstourismus im Ausland

Es liegt also nahe, dass die verunsicherten Konsumenten dann wieder günstiger einkaufen – zum Beispiel im Ausland. «Mit den Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt wird der Preis ein wichtiger Faktor», so Szegedi. Und schliesslich war Shopping in Konstanz, Waldshut oder Lörrach bei den Deutschschweizern schon vor der Coronakrise äusserst beliebt.

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Produkte in einem Einkaufswagen. (Symbolbild) - dpa

Was die Art der gekauften Waren anbelangt, so dürften die Konsumenten zwar weiterhin ihre Grundbedürfnisse an Dingen wie Lebensmitteln decken. Es sei aber zu erwarten, dass sie bei anderen Dingen wie Kleidung, Restaurantbesuchen und vor allem beim Reisen sparten.

Pop-up-Stores erfreuen sich Beliebtheit

Zudem würden durch den erhöhten Spardruck auch Trends verstärkt, die sich schon vor der Pandemie abgezeichnet hatten: Zum Beispiel die Beliebtheit von Pop-up-Stores. «Ihre Flexibilität ist für Detailhändler in diesen unsicheren Zeiten ein grosser Vorteil, um sich schnell an Paradigmenwechsel anzupassen», erklärte Szegedi.

Second-Hand-Waren werden attraktiver

Darüber hinaus wird aber auch erwartet, dass die Attraktivität von Second-Hand-Waren zunehmen wird. Der Umweltgedanke werde für die Konsumenten im Zuge der Pandemie derzeit nämlich immer wichtiger. Früher wurden Second-Hand-Waren vor allem auf Flohmärkten angeboten. Jetzt haben sie in diesem Jahr sogar den Weg in die Kaufhäuser Jelmoli und Manor gefunden.

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