Der Fall hielt das Land in Atem: Im März 2022 wurde Impfchef Christoph Berger entführt. Die Staatsanwaltschaft Zürich hat die Ermittlungen dazu abgeschlossen.
Entführung Impfchef Christoph Berger
Christoph Berger, Chef der Eidgenössischen Kommission für Impffragen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 31. März 2022 wurde Impfchef Christoph Berger entführt.
  • Der Täter war der 38-jährige Ben V., der bei dem Polizeieinsatz getötet wurde.
  • Die Staatsanwaltschaft Zürich konnte die Ermittlungen mittlerweile abschliessen.
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In der Schweiz im März 2022 ist das Coronavirus ein dominierendes Thema. Die Omikron-Variante hat das Land fest im Griff und die Frage nach der Impfung spaltet die Gesellschaft. Inmitten dieser turbulenten Situation steht auch Christoph Berger, Präsident der eidgenössischen Impfkommission.

Welch ein Krimi sich schliesslich am letzten Abend des Monats, einem Donnerstag, zutrug, gibt die «Aargauer Zeitung» minutiös wieder. Es klingelt an Christoph Bergers Haustür, doch der Besucher ist kein gewöhnlicher Gast. Er trägt eine Polizeiuniform einer Sondereinheit und behauptet, Berger sei in Gefahr und müsse sofort mit ihm kommen.

Die Fahrt führt sie in einen Wald im Gebiet Pfannenstiel. Während der Fahrt erklärt der vermeintliche Polizist seine Befürchtungen: Corona-Leugner könnten versuchen, Berger zu entführen und Lösegeld zu erpressen.

Berger erhielt 100 Franken für ein Taxi

Nachdem sie den Wald erreicht haben, nimmt die Situation eine dramatische Wendung: Der falsche Polizist zieht eine Pistole aus dem Auto und richtet sie auf Bergers Stirn. Er fordert 300'000 Franken – Hintergrund ist eine App zur Vernetzung von Nachbarschaftshilfe, die sich als finanzielles Desaster erwiesen hat.

Doch es geht nicht nur ums Geld: Als Präsident der Impfkommission soll Berger die App bewerben und so zur Vermarktung beitragen. Der Entführer, der sich als Impfgegner zu erkennen gibt, droht Berger und seiner Familie mit Gewalt und Tod. Der Impfchef soll einlenken, damit alle verschont bleiben.

Bis Dienstag müsse er das Geld aufgetrieben haben, dann werde sich der Täter per Mail mit einem Codewort melden. Angesichts dieser Bedrohung stimmt Berger zu und wird schliesslich am Bahnhof Uster freigelassen. Der Entführer gibt ihm einen Hunderter für eine Taxifahrt nach Hause und lässt ihn gehen.

Entführer lebte über seine Verhältnisse

Berger meldet den Vorfall sofort bei der Polizei. Am Mittwochmorgen erhält er die E-Mail, anhand derer die Polizei den Täter identifizieren kann: Ben V., ein 38-jähriger Deutscher aus Wallisellen.

Ben V. hatte grosse Träume von Reichtum und Unabhängigkeit, doch diese erfüllten sich nie. Trotz seiner Schulden lebte er weiterhin den Lebensstil eines Millionärs bis hin zur Penthouse-Wohnung und einem 7er BMW.

Eskalation bei Polizeieinsatz

Als die Polizei Ben V. identifiziert hat, handelt sie schnell: Eine Sondereinheit wartet an seinem Wohnort auf ihn. Als Ben V. seinen BMW in die Tiefgarage fährt, eskaliert die Situation dramatisch: Er schiesst seiner Lebenspartnerin in den Kopf und wird anschliessend selbst von der Polizei erschossen.

In Bens Auto findet die Polizei ein ganzes Arsenal an Waffen – alles legal erworben. Die Ermittlungen zeigen, dass Ben V. sich von den Behörden wegen der Coronamassnahmen betrogen fühlte und sich immer mehr in das Thema hineingesteigert hatte.

Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen zur Entführung abgeschlossen. Berger gab nach seiner Entführung in einer Erklärung an, die Tat habe nichts mit seiner Rolle als Impfchef zu tun. Wieso er den Fall beschönigte, bleibt offen.

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