Es sind derzeit heftige Farben, die jeweils am Morgen und Abend den Schweizer Himmel beleuchten. Deshalb kommt es derzeit zu intensivem Morgen- und Abendrot.
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Abendrot am Sonntag auf Melchsee-Frutt OW mit Blick Richtung Titlis. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Intensive Farben beleuchten derzeit den Schweizer Morgen- und Abendhimmel.
  • Dafür verantwortlich sind Wolken, Aerosole und die Inversion.
  • Trotz Morgenrot droht nicht unbedingt schlechtes Wetter.

Es sind derzeit atemberaubende Morgen- und Abendstimmungen, welche den Schweizer Himmel heimsuchen. Intensive Farben beleuchten kurz nach Sonnenaufgang und vor dem Sonnenuntergang die weissen Bergspitzen.

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Abendrot bei Milken BE. - Nau

Grund für den rot gefärbten Himmel ist die solare Strahlung, wie Severin Koller von «Meteonews» erklärt. «Genauer gesagt die Streuung des Lichts in der Atmosphäre an den verschiedenen Bestandteilen der Atmosphäre – etwa Wassertröpfchen oder Staubteilchen».

«Wird kurzwellige Strahlung, welche von unserem Auge in Blautönen wahrgenommen wird, stärker gestreut, so erreicht hauptsächlich nur noch langwellige rote Strahlung das Auge.» Dies geschehe dann, wenn die Strahlung einen langen Weg durch die Atmosphäre gehen müsse, also die Sonne die Erde in einem flachen Winkel bescheint. «Gerade im Winter wird dieses Phänomen verstärkt durch die geneigte Erdachse.»

Für einen intensiv roten Morgen- und Abendhimmel sind zudem Wolken nötig, wie Luzian Schmassmann von SRF Meteo erklärt. «Diese werden von der tiefstehenden Sonne von unten angeschienen». Da sich das Hochdruckgebiet nach Süden verlagert habe, streifen uns zurzeit aus Norden und Westen immer wieder schwache Fronten. Diese Fronten würden derzeit immer wieder hohe Wolkenfelder zur Schweiz führen.

Inversion verstärkt Effekt

Zurzeit verstärken zudem Inversionslagen den Effekt – also wenn die Temperaturen in höheren Lagen höher sind, als in den Niederungen. Diese Wetterlage führe dazu, dass die Bestandteile der Atmosphäre – sogenannte Aerosole – unter der Inversion eingeschlossen bleiben, so Koller. «Diese Aerosole tragen zu einer vermehrten Streuung der Sonnenstrahlen bei und lassen den Himmel noch intensiver rot erscheinen.»

Sonnenuntergang am Sonntag auf der Terrasse des Boni-Horst auf Melchsee-Frutt OW. - Instagram/bonihorst

Zudem gab es in den letzten Tagen kaum Niederschlag, weshalb gemäss Koller viele Aerosole in der Atmosphäre herumschwirren. Niederschlag würde die Atmosphäre «reinigen». «So gesehen ist Morgen- oder Abendrot auch ein Indiz auf eine Verschmutzung der Luft.»

Auch die nächsten Tage bleibt es niederschlagsfrei. Es wird dadurch vermehrt intensive Morgen- und Abendrote geben. Erst am Freitag erreicht uns dann von Westen her eine Störung. Diese bringt Niederschlag mit sich, welche die Aerosole zu einem grossen Teil aus der Atmosphäre waschen wird. Danach werde die Himmelsrötung nicht mehr ganz so intensiv sein.

Morgenrot, Schlechtwetter droht?

Eine bekannte Regel besagt: Morgenrot – Schlechtwetter droht, Abendrot – Gutwetterbot. «Die Bauernregel geht davon aus, dass Fronten und somit ‹schlechtes› Wetter meist von Westen aufziehen», erklärt Schmassmann.

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Blick vom Skigebiet Melchsee-Frutt OW in Richtung Pilatus. - Nau

«Wenn uns eine Front am Morgen erreicht, werden die aus Westen aufziehenden Wolken aus Osten von der aufgehenden Sonne angeschienen und man sieht ein schönes Morgenrot. Daher gilt: Morgenrot, Schlechtwetterbot. Wenn die Front und somit die Wolken gegen Osten abziehen, werden diese von der im Westen untergehenden Sonne angeschienen. Sprich: Abendrot, Gutwetterbot.»

Doch die Bauernregel passe in den nächsten Tagen nicht unbedingt. Dies, «da uns die Wolken nur streifen und nicht wirklich ‹schlechtes Wetter› mit Regen bringen».

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