Im Jahr 1540 brach ein Sommer über Europa herein, der bis tief in die Wintermonate reichte. Die Gluthitze trieb die Basler zu Silvester in den lauwarmen Rhein.
Rhein und Mittlere Brücke bei Basel
Im Hitzejahr 1540 wies der Rhein nicht einmal mehr 20 Prozent seiner üblichen Wassermenge auf. Bei Basel war er stellenweise trockenen Fusses überquerbar. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • 1540 war ein Hitze-Jahr sondergleichen. Flüsse trockneten aus, Mensch und Tier litten.
  • Noch Ende Dezember war es so heiss, dass die Basler zu Silvester im Rhein badeten.
  • Die Dürre hatte auch einen Einfluss auf die Getreide- und Weintraubenernte.

Statt Schnee und Kälte, lacht dieser Tage die Sonne vom blauen Himmel. Unter Null Grad klettern die Temperaturen im Mittelland kaum einmal.

Wer allerdings denkt, wir erleben gerade einen milden Winter, der hat noch nie vom grössten Hitzejahr der europäischen Geschichte gehört – als die Basler zu Silvester in den Rhein stiegen, um sich in dem lauwarmen, schlammigen Rinnsal zu erfrischen.

Der Rhein wird zum Rinnsal

Man schreibt das Jahr 1540, als über Europa ein Sommer hereinbricht, der bis tief in den Winter hineinreicht. Von März bis September fällt kein Tropfen Regen. Bis Ende November folgen gerade mal zehn Regentage. Die Erde West- und Mitteleuropas reisst auf, wird braun und staubig.

Die Jahrtausend-Dürre von 1540 macht aus dem Rhein ein Rinnsal. Zwischen Basel und Köln führt er noch knapp 20 Prozent seiner normalen Wassermenge, schreibt der Historiker Christian Pfister. Die Brunnen sind leer. Mensch und Tier kippen reihenweise um und stehen nicht wieder auf. Hitzetod.

Rhein und Mittlere Brücke bei Basel
Bauern führten ihre Tiere an das übriggebliebene Rhein-Rinnsal – es gab sonst keine Möglichkeit mehr, sie zu tränken. - Pixabay

Ein Schaffhauser Chronist schreibt: «Es war so heiss, dass die Fische im Rhein ans Land schwammen um kaltes Wasser zu suchen. Aber ehe sie wieder recht ins Wasser zurückkamen, fielen sie schon der grossen Hitze zum Opfer, so dass die Fischer sie mit den blossen Händen fangen konnten.»

Die Jahrtausend-Dürre von 1540

«Von April bis November war es so heiss, dass man es in den Strassen der Stadt nicht aushielt und auch auf dem Feld nicht arbeiten konnte. Von morgens 9 Uhr bis am Abend verzogen wir uns in den Keller», schreibt die Familie Froissard aus Besançon (F) in ihr Wirtschaftsbuch.

Die alte Welt vertrocknete. Ein Funken reichte, um Wälder, Dörfer und Städte in Brand zu setzen. Rasch fingen die trockenen Holzhäuser Feuer. An den zahllosen Brandherden entflammten Konkurrenzkämpfe und Schuldzuweisungen, insbesondere zwischen den Konfessionen. Erst das neue Jahr brachte Abkühlung und Niederschläge.

Dauerbetrunkene Schweizer

Während die Menschheit litt, gedieh das Getreide. «Es ist dürreresistent – die Ernte in diesem Jahr war darum aussergewöhnlich», erklärt der Klimaforscher Oliver Wetter.

Die vielen Sonnenstunden wirkten auf die Trauben: Süss wurden sie und schrumpelig. Der Wein, den die Schweizer daraus kelterten, war ein vielfaches stärker, als sie es isch gewohnt waren. «In den Monaten nach der Gluthitze wurden besonders viele Schlägereien, Zankereien und Querelen vermeldet», so Wetter: Die Schweiz war dauerbetrunken.

Auch der Jahreswechsel 1540 auf 1541 mag zünftig begossen worden sein. Ein Glück für manch betrunkenen Stolperer, führte der Rhein dieser Tage kaum mehr Wasser, als ein bescheidenes Stadtbächlein.

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