Darum wollen bei uns nicht mal Firmen Feiertage streichen
In Deutschland wird die Abschaffung einiger Feiertage diskutiert, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Schweizer Verbände halten nichts von dieser Idee.

Das Wichtigste in Kürze
- Deutsche Wirtschaftsbosse wollen der Wirtschaft zuliebe gewisse Feiertage streichen.
- Schweizer Verbände hingegen halten nichts von dieser Idee.
- Die Abschaffung steht beispielsweise für den Arbeitgeberverband «nicht zur Diskussion».
Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, wollen Wirtschaftschefs aus Bayern Feiertage streichen: Die Deutschen sollen mehr arbeiten – so wie die Schweizer. Nau.ch berichtete darüber.
Aber auch in der Schweiz wird an einigen Feiertagen frei gemacht. Zwar ist der 1. August der einzige landesweit gesetzlich verankerte Feiertag. Doch je nach Kanton kommen da noch zahlreiche weitere dazu.
Besonders häufig zu Hause bleiben dürfen Arbeitende in katholischen Kantonen wie beispielsweise Tessin oder Freiburg.
Gemäss Arbeitsgesetz dürfen maximal acht zusätzliche Feiertage den Sonntagen gleichgestellt werden – dieses Kontingent wird jedoch nicht überall ausgeschöpft.
Laut Staatssekretariat für Wirtschaft senkt ein zusätzlicher Feiertag das Bruttoinlandsprodukt um etwa 0,04 bis 0,05 Prozent. Das entspricht rund 300 Millionen Franken.
Mehr arbeiten würde sich finanziell also lohnen.
«Die Idee stösst auf Skepsis»
Könnten sich also auch Schweizer Firmen vorstellen, der wirtschaftlichen Lage zuliebe, Feiertage aus dem Kalender zu streichen? Nau.ch hat bei verschiedenen Verbänden nachgefragt. Und nicht mal die wollen den Feiertagen an den Kragen.
Der Schweizerische KMU Verband zeigt sich wenig begeistert davon: «Die Idee, Feiertage zu streichen, stösst in der Schweiz – auch aus arbeitnehmerseitiger Sicht – auf Skepsis.»
Feiertage hätten neben der wirtschaftlichen auch eine soziale, kulturelle und gesundheitliche Funktion. Veränderungen in diesem Bereich würden erfahrungsgemäss gesellschaftliche und politische Widerstände auslösen. «Zudem bringen sie unter dem Strich für viele KMUs keinen nachhaltigen wirtschaftlichen Vorteil.»
Die Streichung von Feiertagen werde in der Schweiz derzeit weder breit diskutiert noch als prioritäre Massnahme gesehen.
«Potenzial würde sich höchstens kantonal ergeben»
Der Schweizerische Arbeitgeberverband sieht es ähnlich: «Die Abschaffung von Feiertagen steht für die Arbeitgeber in der Schweiz nicht zur Diskussion.»
Um die Wirtschaft nachhaltig zu stärken, brauche es vielmehr strukturelle Massnahmen. «Der Abbau von Bürokratie und eine konsequentere Digitalisierung sind zentrale Hebel zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit», ist der Verband überzeugt.
Der Schweizerische Gewerbeverband findet, dass sich keine Änderungen aufdrängen würden.
«Potenzial würde sich höchstens kantonal ergeben, einzelne Feiertage oder Feierhalbtage abzuschaffen», lässt der Verband verlauten. Dies würde sich insgesamt wohl aber nicht gross auswirken.