Beim Streichelzoo des Berner Tierparks ist die Schliessung vorgesehen. Trotz grosser Enttäuschung – ist ein Streichelzoo wirklich noch zeitgemäss?
Streichelzoo
Ein Kind füttert in einem Streichelzoo die Geissen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Berner Tierpark will den Dählhölzli-Streichelzoo schliessen.
  • Über diesen Entscheid zeigen sich viele Berner sehr enttäuscht.
  • Für den Tierschutz ist der Begriff «Streichelzoo» nicht mehr zeitgemäss.
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Mehr Bildung, weniger Streicheln, so das neue Motto im Berner Tierpark. Die neue Tierparkdirektorin Friederike von Houwald wird dafür momentan stark kritisiert.

Besonders umstritten ist die geplante Schliessung des Dählhölzli-Streichelzoos. Die Tierhaltung im Kinderzoo sei nicht mehr zeitgemäss.

Der Streichelzoo ist ein wichtiger Teil von Bern und ein beliebtes Ausflugsziel. Geissen, Ponys, Esel und Co – vielen Bernern macht es mehr Spass, diese Tiere zu streicheln, statt sie bloss zu beobachten.

Enttäuschung von vielen zu spüren

«Das ist der Ort, wo die Kinder den Umgang mit den Tieren lernen», schreibt ein Nau.ch-Leser. Eine Leserin fordert: «Der Streichelzoo darf nicht geschlossen werden!»

Doch auch wenn sich viele Menschen enttäuscht zeigen: Ist ein Streichelzoo wirklich noch zeitgemäss?

Im Tierpark Seeteufel in Studen BE wird kein Gedanke daran verschwendet, den Streichelzoo aufzugeben. Geschäftsführer Stefan Steiner findet den Kontakt sehr wichtig, wie er im «Bieler Tagblatt» sagt.

Friederike von Houwald
Direktorin Friederike von Houwald plant die Schliessung des Dählhölzli-Streichelzoos.
Streichelzoo
Gemäss der Direktorin herrsche keine zeitmässige Tierhaltung. (Symbolbild)
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Auch Geissen befinden sich in dem Tierpark.
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Vor allem junge Tiere leiden oft unter chronischem Stress. (Symbolbild)
Streichelzoo
Ein neues Aare-Artenschutz-Zentrum soll den Kinderzoo ersetzen.

Das Papiliorama in Kerzers FR kann den Entscheid hingegen verstehen. «Wenn das Gehege nicht mehr adäquat ist, war das sicher die richtige Entscheidung.»

Tierschutz meldet sich zu Wort

Der Begriff «Streichelzoo» suggeriere, «dass die Tiere dort nur zum Streicheln da sind». Das erklärt Samuel Furrer von der Fachstelle Wildtiere des Schweizer Tierschutzes STS gegenüber Nau.ch. Von einem zeitgemässen Begriff könne man also nicht mehr sprechen.

Doch der Sinn dahinter sei eine gute Sache. «Begegnungszonen, wo sich Tier und Mensch näherkommen, erscheinen uns aber durchaus daseinsberechtigt. Dabei können Tiere, wenn sie es wollen, auch Streicheleinheiten abholen», so Furrer weiter.

Finden Sie Streichelzoos noch zeitgemäss?

Bei den Streicheleinheiten sei es egal, ob das Tier es möge oder nicht, widerspricht Dorothea Loosli-Amstutz vom Berner Tierschutz. Dies widerspreche echtem Tierschutz: «In Streichelzoos sind besonders die jungen Tiere herzig, gerade sie leiden aber oft unter chronischem Stress

Ihnen fehle die nötige Ruhe und das Umfeld, um sich artgerecht entwickeln zu können. Das sei weder für die Tiere noch für die Kinder sinnvoll.

Stossrichtung des Streichelzoos wird begrüsst

«Grundsätzlich begrüsst es der STS, dass auch die Konsequenzen gezogen werden. Und dies dort, wo dem Tierwohl nicht mehr zufriedenstellend entsprochen werden kann», meint Furrer. Derselben Meinung ist auch der Berner Tierschutz.

Wichtig sei es, den richtigen Umgang zu pflegen, die Bedürfnisse der Tiere zu erleben und zu erlernen. «Vor diesem Hintergrund begrüsst der Berner Tierschutz die Stossrichtung des Dählhölzli.»

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