Weil Luzerner öfter Männer wählen, nutzen die CVP-Frauen das Argument nun auch – und bewerben sich als «Ihre Männer für Luzern!» Das sorgt für nationalen Krach.
Frauenhand greift nach Cervalats in einem Korb
Jetzt geht's um die Wurst: Die CVP Luzern will mehr Frauen im Kantonsrat sehen. Beworben werden die Kandidatinnen als Männer. - facebook / CVP Frauen Stadt Luzern
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Luzerner Kantonsregierung sitzen fünf Männer.
  • Auch im Kantonsrat sind die Frauen untervertreten.
  • Weil Luzerner offenbar lieber Herren wählen, preisen die CVP-Frauen sich als Männer an.

Luzerner wählen lieber Männer. So scheint es zumindest. Blickt man nämlich in die Kantonsregierung, winken fünf Herren zurück. Auch im Kantonsrat sind die Frauen untervertreten.

Damit ist Luzern leider kein Sonderfall. Das hat auch das Komittee von «Helvetia ruft» erkannt – und will fortan für mehr Frauen in den nationalen und kantonalen Parlamenten weibeln.

Wahlplakat der CVP Frauen Luzern
Ob jene, die Männer wollen, jetzt wirklich Frauen wähle?
Wahlkampf-Fyler der CVP-Frauen aus Luzern
Flyer der CVP Frauen Stadt Luzern.

Auch die CVP Frauen der Stadt Luzern wollen das Problem angehen. Dazu hat frau wohl erstmal eruiert, welches Argument den meisten bisher gewählten Kandidaten gemein war. Ergebnis: Es sind Männer.

Eben dieses Argument soll es jetzt auch für die Frauen richten. Über einem Bild der CVP-Kandidatinnen prangt darum der Slogan: «Ihre Männer für Luzern!»

Cervalt eingepackt mit Wahlslogan der CVP Luzern
Die Luzerner Frauen sind laut eigenem Wahlkampf-Slogan «stark wie Männer». - facebook / CVP Frauen Stadt Luzern

Konkurrenziert müssen die CVP-Männer sich allerdings nicht fühlen. Ihre Kolleginnen wollen keine besseren Männer sein. Sie seien nämlich, so das auf eine Cervalat geklebte Argument «stark wie Männer» – nicht stärker. Die Kirche bleibt also im Dorf.

CVP-Nationalrätin stützt ihre Kolleginnen

Während einige ob dem Männer-Slogan für die Frau den Kopf schütteln, verteidigt die Baselbieter CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter ihre Kolleginnen: «Es geht um Provokation und Sensibilisierung. Das ist den CVP-Frauen Stadt Luzern hervorragend gelungen.»

Dass die Frauen sich mit ihrem Argument, wie Männer zu politisieren, diesen unterordnen, findet die Nationalrätin nicht. «Die CVP Frauen Luzern sind coole und selbstbewusste Frauen und begegnen den Männern auf Augenhöhe.» Sie traue den Kolleginnen bei den Wahlen ein «super Resultat» zu.

Elisabeth Schneider-Schneiter, CVP-Nationalrätin BL
Elisabeth Schneider-Schneiter, CVP-Nationalrätin aus Baselland, spricht an der Herbstsession 2018. - Keystone

Das sei sehr wichtig, denn «Diversität ist ein zentraler Faktor für Erfolg, nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Politik». Frauen würden der Schweizer Politik gut tun, «weil damit eine Mehrheit der Bevölkerung vertreten ist».

Frauen, so Schneider-Schneiter, würden aber eben gerade nicht wie Männer politisieren: «Indem vor allem die Sache – und weniger Machtansprüche und Existenzängste – im Vordergrund steht»

Ironische Anspielung

Karin Stadelmann, Vize-Präsidentin der CVP Luzern, klärt auf: Die Kampagne sei nicht als «Anpassung» zu lesen. «Es ist eine humorvolle und leicht ironische Anspielung auf die aktuelle Lage im Kantons- und Regierungsrat.»

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