Antikörper-Tests aufs Coronavirus sind in diversen Schweizer Praxen im Einsatz. Doch die Herstellerangaben sind falsch. Die Basler Notfallpraxen haben reagiert.
Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit äussert sich am Montag zu Sinn und Verlässlichkeit der Antikörper-Tests. - YouTube/Der Schweizerische Bundesrat
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Das Wichtigste in Kürze

  • Verschiedene Antikörper-Tests auf das Coronavirus sind bereits auf dem Markt.
  • Das BAG hält aktuell wenig von ihnen, weil auch die Validierung noch fehlt.
  • Die Basler Notfallpraxen «Medix toujours» haben das Testangebot per sofort gestoppt.

Die Corona-Pandemie ist auch ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Pharmagiganten forschen mit Hochdruck an einem Impfstoff. Dieser lässt noch auf sch warten. Antikörper-Tests hingegen sind bereits auf dem Markt und werden in vielen Schweizer Praxen angewendet.

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Medix toujours twittert am Montag zur mangelnden Verlässlichkeit der Antikörpertests. - twitter.com/medixt

Diese zeigen, ob eine Person bereits mit dem Coronavirus in Kontakt kam. Oder sollten es zumindest. Denn das Basler Unternehmen «Medix toujours» kam zu einem anderen Schluss. Es führt am Rheinknie zwei Notfall- und eine Hausarztpraxis.

«Alle Tests gleich schlecht»

Nach zehn Tagen in Betrieb zogen die Praxen die Antikörper-Tests gestern Montag per sofort aus dem Verkehr. «Wir haben uns initial auf die Angaben des Herstellers verlassen», sagt der ärztliche Leiter Axel Rowedder. Diese besagten, dass der Test in weniger als einem von hundert Fällen falsch positiv ausfällt. «Insofern haben wir die Anwendung, kombiniert mit einer guten Aufklärung, für vertretbar gehalten.»

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Axel Rowedder ist ärztlicher Leiter bei «Medix-toujours». - medix-toujours.ch

Neue Studien zum Coronavirus und Erfahrungen in der Praxis würden nun aber zeigen, dass die Herstellerangaben nicht stimmen können. Rowedder war zudem erstaunt über die Aussage des BAG vom Montag, wonach die Tests noch nicht validiert seien. «Ich bin fälschlicherweise davon ausgegangen, dass eine Grundvalidierung die Voraussetzung für einen Verkauf in der Schweiz sein muss.»

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Eine der zwei Notfallpraxen von «Medix toujours» in Pratteln BL. - Keystone

Auf die Frage, woher «Medix toujours» die Tests herhabe, weicht Rowedder aus. «Ich denke, die Probleme dieser Tests sind nicht herstellerspezifisch, sondern ein Problem des Testverfahrens und der mangelnden Validierung. Die Antikörper-Schnelltests sind alle gleich schlecht, egal von welchem Hersteller.»

Praxen erstatten Geld zurück

Der angerichtete Schaden der Tests auf das Coronavirus ist überschaubar. Insgesamt seien in den Praxen von «Medix toujours» acht Personen mit den mangelhaften Tests überprüft worden. «Wir planen den wenigen Patienten, denen wir letzte Woche den Test verrechnet haben, das Geld zurückzuerstatten», sagt Rowedder. Pro Test sind das 60 Franken.

Obwohl diese also noch überhaupt nicht ausgereift sind, ist die Nachfrage riesig. Das bestätigt Rowedder. Deshalb ist auch klar, dass er das Geschehen weiterhin genau verfolgt. «Sobald ein verlässlicher und validierter Test vorliegt, werden wir die Testung natürlich umgehend wieder aufnehmen.»

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