Tierversuche bleiben ein kontroverses Thema. Der Bundesrat will sie reduzieren aber nicht verbieten.
Tierversuche
Der Bundesrat möchte weniger Tierversuche in der Schweiz. Die Volksinitiative für eine Verbot lehnt er aber ab. (Archivbild) - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut Bundesrat sollen Tierversuche in der Schweiz weniger werden.
  • Ein mit 20 Millionen Franken dotiertes Programm soll helfen.
  • Eine hängige Volksinitiative zum Verbot von Tierversuchen lehnt der Bundesrat ab.

Mit einem 20 Millionen Franken schweren Forschungsprogramm will der Bundesrat die Anzahl der Tierversuche in der Schweiz reduzieren. Zudem soll die Belastung der Tiere im Experiment und in der Haltung wesentlich verkleinert werden.

Dies sind die Hauptstossrichtungen des neuen Nationalen Forschungsprogramms «Advancing 3R - Tiere, Forschung und Gesellschaft» (NFP 79). Die Landesregierung hat es am Mittwoch lanciert, wie sie in einer Mitteilung schreibt. 3R steht dabei für Replacement, Reduction und Refinement.

20-Millionen-Programm

Mit diesen Prinzipien werde Folgendes bezweckt: Tierversuche in der wissenschaftlichen Forschung möglichst durch alternative Versuchsmethoden zu ersetzen (Replacement); die Zahl der Tierversuche insgesamt und die Anzahl Tiere pro Versuch zu reduzieren (Reduction); die Belastung und den Stress der Tiere durch bessere Versuchs- und Haltungsbedingungen zu verringern (Refinement).

Das Programm ist auf fünf Jahre angelegt und mit 20 Millionen Franken dotiert, wie es in der Mitteilung heisst. Es umfasst die drei Module Innovation, Implementierung sowie Ethik und Gesellschaft. Das NFP 79 wird in enger Zusammenarbeit mit dem 3R-Kompetenzzentrum durchgeführt. Dieses wurde 2018 gegründet und wird vom Bund finanziell unterstützt.

Volksinitiative fordert Verbot

Zum Thema Tierversuche ist eine Volksinitiative hängig. Sie fordert ein Verbot von Tier- und Menschenversuchen. Hinter der Volksinitiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot - Ja zu Forschungswegen mit Impulsen für Sicherheit und Fortschritt» stehen St. Galler Bürger.

Unterstützt wird sie zudem von rund achtzig Organisationen und Unternehmen. Darunter sind Vertreter von SP und Grünen sowie Tierschutzgruppen und Tierparteien.

Bundesrat und Parlament sagen Nein

Der Bundesrat ist gegen ein Verbot von Tier- und Menschenversuchen. Er empfiehlt das Volksbegehren ohne direkten oder indirekten Gegenvorschlag zur Ablehnung. Ein Ja hätte schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung und würde den Forschungsstandort Schweiz gefährden.

Auch in den vorberatenden Kommissionen von National- und Ständerat stiess das Anliegen auf wenig Sympathie. Das Tierwohl sei den Kommissionen ein grosses Anliegen, die Initiative gehe ihnen jedoch zu weit, wurde argumentiert.

Die Zahl der Tierversuche ist 2019 zum vierten Jahr in Folge gesunken. In fraglichen Jahren wurden insgesamt 572'069 Tiere zu Versuchszwecken eingesetzt. Versuche mit schweren Belastungen für die Tiere nahmen allerdings anteilsmässig zu.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

FrankenStressVolksinitiativeGrüneSPParlamentStänderatBundesrat