Die Universität Zürich veröffentlicht eine Studie zu sexuellem Missbrauch in der Kirche. Bischof Morerod steht unter Verdacht, nicht eingeschritten zu sein.
Charles Morerod
Charles Morerod, Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, bezeichnet den Bericht über die Missbräuche in der katholischen Kirche als «erschütternd». (Archivbild) - sda - KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Der Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod, hat die Studie der Universität Zürich über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche als «erschütternd» bezeichnet. Er betont, dass sich die Diözese für einen Kulturwandel einsetze. Der Bericht zeige einmal mehr den schlechten Umgang mit Missbrauchsfällen in der Kirche auf, heisst es in einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme von Morerod. Das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg unterstütze die von der Bischofskonferenz vorgeschlagenen Massnahmen.

Diese umfassen insbesondere neue institutionelle Strukturen für die Meldung von Fällen, eine psychologische Kontrolle der Priester- und Weihekandidaten, die Professionalisierung der Personalressourcen und ein absolutes Verbot der Vernichtung von Dokumenten, die mit Missbrauch in Verbindung stehen.

Studie
Betroffene werfen einem ehemaligen Pfarrer aus Entlebuch LU Missbrauch vor. (Symbolbild) - dpa

«Wir setzen uns für einen Kulturwandel innerhalb der Kirche ein», versichert Morerod. Er erinnerte daran, dass dieser insbesondere dank der Opferhilfe bereits begonnen habe.

Universität Zürich veröffentlicht neue Studie

Die Universität Zürich hatte am Dienstag eine Studie, die 1002 Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in der Schweiz seit der Mitte des 20. Jahrhunderts dokumentiert, veröffentlicht. Den Forschern zufolge handelt es sich dabei nur um die Spitze des Eisbergs, da die meisten Fälle nicht gemeldet und Dokumente vernichtet wurden. Die Studie war von drei katholischen Gremien in Auftrag gegeben worden, darunter die Schweizer Bischofskonferenz.

Katholische Kirche schweiz missbrauch
Seit 1950 ist es zu 1002 registrierten Fällen gekommen. Diese Zahl sei allerdings nur die Spitze des Eisbergs, heisst es. (Symbolbild) - Pixabay

Die Schweizer Bischofskonferenz hatte am Sonntag bekannt gegeben, dass sie am 23. Juni die Einleitung einer Voruntersuchung aufgrund von Vorwürfen der Vertuschung von sexuellem Missbrauch angeordnet hatte. In einem Brief seien Anschuldigungen gegen mehrere emeritierte und amtierende Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz sowie andere Geistliche im Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch erhoben worden.

Morerod soll Priester sogar befördert haben

Laut «SonntagsBlick» wird Morerod vorgeworfen, nach der Meldung von Missbrauchsfällen nicht eingeschritten zu sein. Er soll den betreffenden Priester sogar befördert haben.

Bischof Morerod erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, er könne diese Anschuldigungen nicht kommentieren, da die «Fakten bei den zuständigen Organen» eingereicht worden seien, d.h. bei der staatlichen und der kirchlichen Justiz. Er wolle sich nicht in die Arbeit dieser Ermittlungen einmischen.

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