Birr AG: Einige Patienten von Grüsel-Zahni müssen nicht zum HIV-Test
Wegen Hygienemängeln musste ein Zahnarzt in Birr AG seine Praxis schliessen. Patienten werden für einen HIV-Test aufgeboten. Doch offenbar nicht alle.

Das Wichtigste in Kürze
- Für Patienten des Zahnarztes in Birr AG besteht ein Risiko auf Hepatitis und HIV.
- Der Kanton hat sie für einen HIV- und einen Hepatitis-Test aufgeboten.
- Einige Patienten sind nun aber verunsichert, weil sie kein Aufgebot erhalten haben.
Eine Zahnarztpraxis in Birr AG sorgt gerade für schweizweite Schlagzeilen: Am Dienstag gab das Aargauer Gesundheitsdepartement bekannt, dass die Praxis wegen gravierender Hygienemängel schliessen muss.
Der Kanton gehe davon aus, dass der Zahnarzt bei Behandlungen nicht sterile Instrumente eingesetzt habe. Deswegen bestehe ein erhöhtes HIV- und Hepatitis-Infektionsrisiko. Die seit März 2022 behandelten Patienten seien informiert worden. Ihnen habe man empfohlen, sich auf Hepatitis und HIV testen zu lassen.
Wie «Argovia Today» nun schreibt, habe der Kanton diesbezüglich rund 130 Patientinnen und Patienten angeschrieben. Das Infektionsrisiko sei zwar gering, aber bei unentdeckten Ansteckungen bestehe das Risiko auf weitere Infektionen.
Nur Patienten «der letzten 15 Monate angeschrieben»
Doch: Beim Portal hätten sich nun mehrere Patienten der betroffenen Praxis gemeldet, die vom Kanton keinen Brief erhalten hätten. Sie sind verunsichert.
Beim Gesundheitsdepartement erklärt man: «Wir haben basierend auf den Angaben des Zahnarztes die Patienten der letzten 15 Monaten angeschrieben», erklärt Michel Hassler .
Gemäss aktuellem Kenntnisstand gehe man davon aus, dass vor Mitte Februar 2022 die Hygienekette funktioniert habe. Deshalb habe der Kanton nicht noch weitere Patientinnen und Patienten angeschrieben.
Aber: «Wer in den letzten 15 Monaten in der Praxis in Behandlung war und keinen Brief erhalten hat. Der soll sich beim Kantonszahnärztlichen Dienst melden.»
Der Kantonsarzt könne dann mit den Betroffenen abklären, ob ein HIV- oder Hepatitis-Test nötig sei. Die Kosten für die Tests übernimmt der Kanton.
Gesundheitliche und Personal-Probleme
Ein HIV-Test liefere erst sechs Wochen nach einer möglichen Infektion ein zuverlässiges Resultat. Erst dann habe das Immunsystem des Menschen Antikörper gegen das Virus ausgebildet. Bei Hepatitis dauere es sogar sechs bis neun Wochen. Besteht der Verdacht auf eine kürzliche Ansteckung, sei aber ein PCR-Test zu empfehlen.
Der Zahnarzt selbst hat sich via «Tele M1» bei allen Patientinnen und Patienten entschuldigt. Er sei aber über 30 Jahre lang dem Beruf nachgegangen und könne nicht nachvollziehen, dass seine Praxis nun geschlossen werde.
Doch er habe auch gesundheitliche und Personal-Probleme, hat er dem «Blick» gestanden. Seit einem Jahr sei es bei ihm nur knapp nicht zu einem Burnout gekommen.