Berner Wirtschaftsverbände durchleuchten 78 Kandidierende
Die drei grossen bernischen Wirtschaftsverbände haben 78 ihrer Mitglieder durchleuchtet, die für einen Sitz im Nationalrat kandidieren. Im Ranking gibt es beträchtliche Unterschiede.

Auf den ersten acht Plätzen liegen lauter Freisinnige. Sie haben bei insgesamt 25 wirtschaftspolitischen Fragen die grösste Übereinstimmung mit den Vorstellungen von Arbeitgeberverband, Handels- und Industrieverein (HIV) und Gewerbeverband Berner KMU.
Auf Platz 9 folgt der erste Vertreter der SVP, Nationalrat Erich Hess. Die meisten Kandidierenden der Mitte-Parteien BDP, CVP und GLP müssen sich mit hinteren Ranglistenplätzen begnügen. Die kantonale Finanzdirektorin Beatrice Simon (BDP) bringt es zum Beispiel nur auf Platz 58.
Auch die EDU-Kandidaten weichen öfters von den Positionen der Wirtschaftsverbände ab. Ganz am Schluss der Rangliste finden sich mehrere EVP-Politiker. Ihre Zustimmungswerte liegen teils unter 30 Prozent.
Die drei Verbände setzen erstmals auf eine gemeinsame Wirtschafts-Plattform, die sie am Mittwoch den Medien präsentierten. Die Website www.waehlt-kmu.ch wurde gleichentags aufgeschaltet.
Die Wirtschaftsverbände hatten insgesamt 25 Fragen aus dem Smartvote-Fragebogen ausgewählt und definiert, welche Antwort aus ihrer Sicht am wirtschaftsfreundlichsten ist. Wer etwa im Bereich «Gesellschaft und Ethik» die maximale Punktzahl erreichen wollte, musste eine strengere Kontrolle der Lohngleichheit von Frauen und Männern dezidiert ablehnen.
Wer welche Frage wie beantwortete, lässt sich im Detail auf der Website nachlesen. Jedes Verbandsmitglied könne sich auf diese Weise rasch und einfach informieren, welche Kandidierenden der eigenen Haltung am nächsten komme, hiess es an der Medienkonferenz.
«Wir sind überzeugt, dass wir auf diese Weise breiter und effektiver mobilisieren können», sagte Kurt Rohrbach, Präsident des kantonalen HIV. Platz 1 der Rangliste belegt übrigens nicht der HIV-Direktor Adrian Haas - er wurde vom Muriger FDP-Grossrat Daniel Arn geschlagen, der es auf einen Zustimmungswert von 99 Prozent brachte.
Einen minimen Abzug gabs bei Arn nur wegen der Konzernverantwortungsinitiative. Dort hatte er kein klares «Nein» angekreuzt, sondern bloss ein «eher Nein».
https://waehlt-kmu.ch/de/recommendation