Es ist wieder Spargelzeit. Das edle Gemüse ist beliebt – und wer das Feinste vom Feinen möchte, muss dafür tief ins Portemonnaie greifen. Das steckt dahinter.
Spargel
Spargel-Preisschock in Bern: Im Delikatessengeschäft muss man satte 16.90 Franken pro Bund hinblättern. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Ab Mitte April ist in der Schweiz für rund zwei Monate Spargelzeit.
  • Die Preise dafür variieren stark – im Delikatessengeschäft kosten sie fast 17 Franken.
  • Das hat vor allem mit den Löhnen fürs Spargelstechen zu tun.
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«Zum Glück stand ich an der Self-Check-out-Kasse», sagt der Berner Nau.ch-Leser Jaron Meierhans* verlegen. «Als ich meinen Einkauf nämlich einscannte, fiel ich aus allen Wolken. Der Bund grüne Spargeln, den ich kaufen wollte, kostete fast 17 Franken

Dass Spargeln ein Edelgemüse sind, sei ihm zwar schon bewusst gewesen. «Aber ich dachte mir: Komm, es ist Gemüse, wie teuer kann es schon sein. Darum habe ich gar nicht auf den Preis geschaut.»

Meierhans schaut sich mit rotem Gesicht um und legt die Spargeln schnell wieder zurück. Und wundert sich: «Warum kosten die bloss so viel?»

(Fast) eingekauft hat der Berner im Delikatessengeschäft des Warenhauses Loeb. Dort kostet ein Bund à 500 Gramm exakt 16.90 Franken, wie Bilder von Nau.ch zeigen.

Nur wenige Meter nebenan befindet sich eine Coop-Filiale. Als Nau.ch den Preisvergleich macht, wird dort der Bund à 1250 Gramm für 5.55 Franken angeboten. Also für ein Drittel des Loeb-Preises. Und dafür kriegt man erst noch deutlich mehr Ware.

Was steckt dahinter?

Ungaren verdienen deutlich weniger fürs Spargelstechen als Schweizer

Gleich vorneweg: Dass an dem Tag nur wenige Meter nebenan Spargeln so viel günstiger angeboten werden, ist für Loeb auch Pech. In der Filiale gab es nämlich eine 50-Prozent-Aktion. Meist kostet das grüne Gemüse im Supermarkt für einen Bund um die zehn Franken. Weisse Spargeln sind etwas teurer.

Loeb
Im Berner Delikatessengeschäft Loeb Lebensmittel kostet ein Bund Spargeln fast 17 Franken.
Coop
Wenige Meter entfernt kann man Spargeln bei Coop für nur 5.55 Franken kaufen.
Spargeln
Die Gründe für die deutlichen Preisunterschiede sind unter anderem die Herkunft und hohe Bestellmengen bei Coop.
Coop
Die Loeb-Spargeln kommen nämlich aus dem Kanton Bern, die von Coop wurden aus Ungarn importiert.
Ernte
Die Löhne für die Arbeiterinnen und Arbeiter, die die Spargeln im Ausland ernten, sind deutlich tiefer als diejenigen in der Schweiz. (Symbolbild)

Ein weiterer Unterschied ist das Herkunftsland. Das hebt auch Roger Holzer vom Händler Bieri Gemüse, der für die Loeb-Spargeln verantwortlich ist, bei Nau.ch hervor. «Unsere Spargeln werden jeden Morgen frisch im Gürbetal gestochen – wenige Kilometer von Bern entfernt.»

Diejenigen, die gleich über die Strasse bei Coop angeboten werden, stammen dagegen aus Ungarn. «Die Leute, die die Spargeln dort ernten, verdienen vielleicht um die drei Euro am Tag. In der Schweiz erhält man für die Arbeit einen fairen Lohn», erklärt er.

Und zum Gewicht: «Ja, unser Bund ist nur 500 Gramm. Aber er besteht auch fast bis ganz unten aus Fruchtfleisch.» Die Spargeln aus Ungarn seien länger, dafür müsse man viel mehr abschneiden. «Unten ist alles Holz.»

Spargeln kommen teils aus Peru in die Schweiz

«Mir ist bewusst, dass man mehr Spargeln verkauft, wenn man sie günstig im Ausland einkauft. Aber das fühlt sich für mich einfach nicht richtig an.» Auch aus ökologischen Gründen.

Denn: «Teilweise werden Spargeln gar aus Peru oder Mexiko importiert. Bis die in Europa ankommen, verbraucht das enorm viel Energie

Loeb beliefere er deshalb nur mit Schweizer Spargeln. «Das ist eine Delikatesse!», gibt er zu bedenken. Ansonsten importiere Bieri Gemüse Spargeln höchstens auch einmal aus Italien.

Berner Spargeln sind besser als die aus Ungarn

Und: Die Spargeln aus Ungarn seien bitterer als die aus Bern. «Es kommt dabei vor allem auf den Boden an», erklärt Holzer. Entlang der Gürbe sei der Boden sandig, das führe dazu, dass weniger bittere Spargeln wachsen.

Das sei beispielsweise auch bei Spargeln so, die entlang der Donau, also in Deutschland oder der Slowakei, wachsen. Hier merkt man kaum einen Unterschied zu denjenigen aus der Schweiz.

Heisst: Die 17-Franken-Spargeln können zwar geschmacklich, aber vor allem auch ethisch und ökologisch punkten, findet er.

Greifen Sie für Spargeln gerne etwas tiefer ins Portemonnaie?

Bei der Preisüberwachung PUE will und kann man wegen der hohen Spargelpreise im Delikatessengeschäft nicht intervenieren. «Loeb ist nicht marktmächtig», begründet eine Sprecherin.

Coop dagegen lobt sich für seine tiefen Spargelpreise: Sprecher Kevin Blättler erklärt, der Händler könne die Spargeln unter anderem wegen hoher Bestellmengen und optimierter Logistik so günstig verkaufen.

Er betont: «Sie kommen bei unseren Kundinnen und Kunden sehr gut an.»

* Name von der Redaktion geändert.

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