Während andere Kantone Bordelle schliessen, dürfen sie im Kanton Bern offen bleiben. Nun ist die Zahl der Prostituierten in der Stadt Bern stark gestiegen.
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Eine Prostituierte wartet auf ihrem Zimmer in einem Bordell auf Kundschaft. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Stadt Bern nahm die Anzahl der Prostituierten stark zu.
  • Der Grund: Die Bordelle sind in dem Kanton weiterhin geöffnet.
  • Andere Kantone hingegen haben Verbote verfügt.
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In der Stadt Bern hat die Zahl der Prostituierten innert Kürze stark zugenommen. Grund: Im Kanton Bern sind die Bordelle weiterhin geöffnet, während umliegende Kantone Verbote erlassen haben. «Wir verzeichnen seit letztem Montag in der Stadt Bern eine Verdoppelung der Personen im Sexgewerbe von rund 90 auf etwa 180», sagte Alexander Ott, Leiter der städtischen Fremdenpolizei, am Dienstag auf Anfrage. Er bestätigte damit eine Meldung der «Berner Zeitung».

Der Bund erlaubt – anders als im ersten Lockdown letzten Frühling – zurzeit den Betrieb von Bordellen, wenn auch mit eingeschränkten Öffnungszeiten. Um 19 Uhr ist Betriebsschluss. Der Kanton Bern sah keinen Anlass, von dieser Regelung abzuweichen. Verbote erlassen haben dagegen etwa die Kantone Zürich, Aargau, Genf, Luzern, Solothurn und Thurgau.

«Interkantonaler Sextourismus» wegen unterschiedlichen Regelungen

Die unterschiedlichen Regelungen führen zu «interkantonalem Sextourismus», wie die «Berner Zeitung» schreibt. Sie berichtete von einem Saunaclub im Seeland, der am Montagmittag «sehr gut ausgelastet» gewesen sei. Etwa 40 Autos seien vor dem Gebäude gezählt worden.

Prostituierte
Eine Prostituierte in einem Bordell. (Symbolbild) - Keystone

Die jüngste Entwicklung sei problematisch, sagt der Stadtberner Fremdenpolizei-Chef Ott. Durch die Schliessung der Bordelle in anderen Kantonen hätten viele Prostituierte ihre Unterkunft und ihren Verdienst verloren. Darum wollten sie jetzt bei den Kolleginnen im Kanton Bern leben.

In manchen Etablissements teilen sich plötzlich drei Frauen ein Zimmer und empfangen dort Freier, wie Ott sagte. Das sei nicht nur hygienischen Gründen problematisch. Es sei auch eine Frage der Würde, ob eine Sexarbeiterin ein eigenes Zimmer habe oder dieses mit anderen teile.

Meinungen zu Bund-Vorgaben gehen stark auseinander

Die Stadtberner Behörden verfolgen die Entwicklung und arbeiten dabei eng mit der Fachstelle Xenia zusammen, die sich im Kanton Bern um die Sexarbeitenden kümmert. Unter diesen gehen die Meinungen zu den Vorgaben des Bundes offenbar stark auseinander, wie die «BZ» schreibt.

Manche wünschten sich eine komplette Schliessung, weil es sich nicht lohne, wenn in den Betrieben am Abend nicht gearbeitet werden darf. Andere seien froh, dass sie arbeiten können.

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