Den Berner Gastronomen reicht es nun endgültig. Die neue Sperrstunde ab 19 Uhr geht den Gastronomen zu weit. Deshalb setzen sie zum Streik an.
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Tische und Stühle bei einem Restaurant auf dem Waisenhausplatz in Bern. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat will ab Samstag eine Sperrstunde ab 19 Uhr einführen.
  • Davon betroffen sind auch die Gastronomiebetriebe.
  • Für Berner Beizen zu viel: Sie treten am Samstag in den Streik.

Der Bundesrat hat gestern Dienstag wieder die Corona-Keule geschwungen. Die konstant hohen Fallzahlen veranlassen die Regierung, den Kantonen wieder vorzugreifen. Ab kommenden Samstag sollen Gastrobetriebe aber auch Freizeiteinrichtungen um 19 Uhr schliessen.

Bisher durften Gastronomiebetriebe und Geschäfte bis 23 Uhr, in Bern gar nur bis 21 Uhr geöffnet bleiben. Berner Beizen geht diese Regel-Achterbahn zu weit.

Schliessung oder sinnvolle Massnahmen

Es ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Gemeinsam wollen die Gastronomen der Hauptstadt ein Zeichen setzen und rufen zum Streik auf. Kommenden Samstag sollen die Türen geschlossen und die Stühle leer bleiben.

«Die ständig und kurzfristig ändernden Massnahmen haben nun aber eine Frequenz und Art angenommen, die kaum noch zu bewältigen ist.» Dies schreibt die Berner Gastroszene in einem offenen Brief. Anstelle der vorgeschlagenen Sperrstunde fordern die Beizen eine Schliessung oder sinnvolle Massnahmen.

Streik am Samstag

Zudem soll der Bund Angestellten mit einem Lohn unter 4000 Franken ganze 100 Prozent Kurzarbeitsentschädigung auszahlen. Auch in Sachen Miete fordert die Szene eine Lösung, welche auch die Vermieter in die Pflicht nehmen soll. Analog zum Kultursektor sollen Ausfallentschädigungen bezahlt werden.

Coronavirus restaurant Bern
Tische, Stühle und Bänke eines Restaurants in Bern sind wegen des Coronavirus zusammengestellt und mit Absperrband markiert. - Keystone

«Ohne schnelle und nachhaltige Hilfe können viele Gastronomiebetriebe, sowie viele Arbeitnehmende unserer Branche nicht mehr lange überleben. Die Politik muss handeln», fordert die Gastroszene. Gemeinsam halten diverse Betriebe am Samstag ihren Betrieb geschlossen und demonstrieren zusammen.

Zu ihnen gehören unter anderem die Brasserie Lorraine, die Kreissaal Bar, die Pizzeria Da Nino, die Turnhalle oder die BakeryBakery im Breitenrain-Quartier.

Berner Luce hofft auf Vernunft des Kantons

Es gibt aber auch Beizen in der Bundesstadt, die beim Streik am Samstag nicht mitmachen werden. So zum Beispiel das Restaurant Luce auf dem Waisenhausplatz, welchem der offene Brief nie unter die Augen gekommen sei. «Ich sehe das zum ersten Mal», sagt Inhaber Stevo Nilovic auf Nachfrage von Nau.ch.

Auch wenn Nilovic für die streikenden Gastrobetriebe grundsätzlich Verständnis habe, wolle er zuerst den definitiven Entscheid am Freitag abwarten. Dieser sei nämlich noch nicht in den Stein gemeisselt, meint der langjährige Inhaber des Berner Traditionslokals. «Ich bin fest davon überzeugt, dass die geplanten Massnahmen des Bundes nicht so umgesetzt werden», so Nilovic.

Luce bern Plexiglas
Im Ristorante Luce am Waisenhausplatz ist der Innenbereich mit Plexiglas-Scheiben unterteilt. - Nau.ch

Konkret hält Nilovic die frühzeitige Schliessung um 19 Uhr für unrealistisch. «Für viele Gastronomen wäre das der Todesstoss, was den Kanton und den Bund teuer zu stehen kommen würde. Wahrscheinlich zu teuer», meint der Berner Beizer.

Falls die Vorschläge des Bundesrats doch umgesetzt werden, wäre das für den Wirten ein «guter Grund zum Streiken». Er ergänzt: «In diesem Fall könnten wir unsere Türen auch gleich schliessen. Ein Weiterführen des Betriebs würde unter diesen Umständen keinen Sinn mehr machen.»

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