Die Obdachlosenzahl in der Stadt Bern ist im Vergleich zu vor der Pandemie doppelt so hoch. Vom Gemeinderat wurden Notmassnahmen ausgearbeitet.
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Im Berner «Passantenheim» können wohnungslose Menschen einen Schlafplatz finden. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Stadt Bern gibt es immer mehr wohnungslose Menschen.
  • Waren es vor der Pandemie konstant stets unter 20, waren es letzten Winter bis zu 44.
  • Einer der vielen Gründe für diese Entwicklung ist auch der Mangel an bezahlbarem Wohnraum.
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Obdachlosigkeit wird in Schweizer Städten immer sichtbarer – besonders in Bern.

In der Bundesstadt gab es letzten Winter laut der städtischen «Strategie Obdach 2024-2027» durchschnittlich bis zu 44 Obdachlose. Die Stadt beruft sich dabei auf Zahlen der Interventionsgruppe «Pinto». Obwohl sonst während der kalten Jahreszeit die Zahl der Menschen, die draussen schläft, sinkt.

Zum Vergleich: In den Jahren vor der Pandemie lag diese Zahl stabil bei im Schnitt unter 20 Menschen.

Passantenheim Bern: «Erhöhte Nachfrage von wohnungslosen Personen»

Auch das Berner «Passantenheim», wo in Wohn-Not geratene Menschen Unterschlupf finden können, kann diesen Trend bestätigen. «Seit etwas mehr als einem Jahr erleben wir eine erhöhte Nachfrage von wohnungslosen Personen», erklärt auf Anfrage von Nau.ch Leiter Franz Dillier.

Weiter sagt er: «Für viele ist es schwieriger geworden, eine Wohnung oder eine andere für sie passende Alternative zu finden.» Die Menschen würden aus «unterschiedlichsten Gründen» Hilfe suchen.

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Im Passantenheim finden bis zu 60 Obdachlose einen sicheren Schlafplatz. - zVg

Die tiefen Temperaturen im Minusbereich vor etwa einer Woche hätten jedoch akut nicht zu einer Situationsverschlimmerung geführt, so Dillier. Zumindest vorübergehend sei die Auslastung des «Passantenheims» aktuell etwas entspannter – der Institutionsleiter beschreibt die Lage als «latent».

Auslöser für eine Obdachlosigkeit können sehr individuell sein. Dennoch sieht Franz Dillier eines der Probleme auch im Mangel an erschwinglichen Unterkünften: «Günstigerer Wohnraum wäre hier sicher ein erster Schritt in die richtige Richtung», konstatiert er.

Gemeinderat führt Notmassnahmen ein

Vonseiten der Stadt gibt es bereits Notmassnahmen, mit denen man zumindest diesen Winter die Situation in Bern verbessern möchte.

In der vom Gemeinderat am 22. November verabschiedeten «Strategie Obdach 2024-2027» heisst es, dass der Aufenthaltsraum «Punkt 6» bei Bedarf auch am Abend geöffnet haben soll. Die Einrichtung bietet bis zu 20 Personen Aufenthaltsplatz sowie neun Schlafplätze.

Wird in der Stadt Bern genug gegen Obdachlosigkeit getan?

Ausserdem wolle man, wie bereits während der Corona-Pandemie, Notwohnungen anmieten für obdachlose Menschen in schlechtem Gesundheitszustand.

Zusätzlich zu den Notmassnahmen stehen in der Strategie eine Reihe weiterer Vorhaben. Darunter ist unter anderem auch die Etablierung einer Notunterkunft exklusiv für Frauen. Ebenso plane man die Gewährleistung einer medizinischen Grundversorgung, selbst ohne Krankenversicherung gegebenenfalls.

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