Seit Februar ist es verboten, am Flughafen Basel Starts später als 23 Uhr anzusetzen. Doch in der Praxis wird oft später abgehoben. Anwohner schlafen schlecht.
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Ein startendes Flugzeug vor dem Mond: In Basel-Stadt trotz Nachtflugverbot kein seltener Anblick. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg herrscht seit Februar ab 23 Uhr ein Startverbot.
  • Anwohner klagen jetzt: Das werde nicht eingehalten und ihr Schlaf deswegen beeinträchtigt.
  • Der Flughafen bestätigt: In den ersten fünf Monaten starteten 168 Flieger zu spät.

Während der Hitzewellen im Sommer versprach immerhin die Nacht bei offenem Fenster etwas Abkühlung. Doch B.B.* aus Basel-Stadt wird dabei seither anderweitig der Schlaf geraubt.

«Trotz eines angeblichen Nachtflugverbotes donnern mir seit dem Sommer regelmässig auch nach 23 Uhr noch Flugzeuge über den Kopf.» Der 31-Jährige nervt sich. «Wenn du um 5 Uhr aufstehen musst, ist das echt mühsam.»

Bewohner von Grenzgemeinde können nicht schlafen

Sein Leid wird auch von den Bewohnern der Gemeinde Allschwil BL geteilt, welche sogar noch näher am EuroAirport wohnen.

In der Einwohnerratssitzung vom 19. Oktober wird erneut ein Geschäft zum Nachtfluglärm diskutiert. In der Interpellation, die schon im Juni eingegeben wurde, wird Frau S. zitiert: «Ich kann längere Zeit nicht einschlafen und habe anschliessend Schlafprobleme.»

Und Herr H. meint: «Letzte Nacht wurde ich um 23.20 Uhr von einem Transporter wieder aus dem Schlaf gerissen, vier Minuten später folgte der nächste ...»

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EuroAirport Basel Easyjet.
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Eigentlich ist es dem EuroAirport seit diesem Februar untersagt, Starts für später als 23 Uhr zu planen. Allerdings dürfen Airlines, wenn sie keine Schuld an der Verspätung trifft, ihre Abflüge auch noch nachher durchführen.

Und das passiert immer öfters, beweist der Allschwiler Gemeinderat, der selber nachgezählt hat: Während die Zahl von Spätfliegern im Februar mit der Neuregelung auf sieben fiel, stieg sie seither wieder konstant an.

Im Juni ist sie bereits wieder bei 51 angekommen. Auch am 5. September registrierte die Messstation Allschwil-Dorf wieder sechs Spätflieger, den letzten um 23.57 Uhr.

168 Flugzeuge stören Nachtruhe innert fünf Monaten

Auf Anfrage bestätigt der Flughafen, dass zwischen Februar und Juli insgesamt 168 Starts nach 23 Uhr durchgeführt wurden. «Dies kann zum Beispiel bei verzögerter Starterlaubnis (Luftraumkoordination) oder wegen schlechten Wetters der Fall sein.»

Der Hauptgrund für die Verspätungen in den letzten Monaten? «Die Ressourcenengpässe bei der Flugsicherung in ganz Europa», erklärt Sprecherin Manuela Witzig.

Der EuroAirport nennt die verspätet abhebenden Flieger eine «unbefriedigende Zwischenbilanz».

«Dies ist zwar bereits eine deutliche Abnahme. Aber sie geht noch nicht so weit, wie erwartet – es wurde mit einem grösseren Effekt gerechnet», räumt man ein.

Haben sie auch Schlafprobleme?

Man habe deshalb bereits Gespräche mit den Aufsichtsbehörden aufgenommen und prüfe weitere Massnahmen zur Lärmreduktion. Bilanz werde allerdings erst im Februar 2023 definitiv gezogen werden.

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