Basel: Trams und Busse haben jetzt Augen – Experte schätzt ein
Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig – auch der ÖV spürt ihn. Mit einer auffälligen Kampagne versuchen die Basler Verkehrs-Betriebe, dem entgegenzuwirken.

Das Wichtigste in Kürze
- Durch die Basler Innenstadt fahren seit Montag Trams und Busse mit «Wackelaugen».
- Diese sind Teil einer neuen Job-Kampagne der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB).
- Auch junge Menschen sollen damit gezielt angesprochen werden.
- Ein Experte von der Uni Basel gibt seine Einschätzung ab.
Trams und Busse in Basel können dich nun beobachten. Dieser Eindruck entsteht zumindest seit Anfang der Woche beim Anblick von rund 40 BVB-Fahrzeugen.
Diese tragen nun jeweils vorne spezielle «Wackelaugen». Sollen diese Gefährte also wie bei «Thomas, die kleine Lokomotive» selbstständig sehen und wie Lebewesen durch die Innenstadt kurven?
So spektakulär ist die Erklärung für diese Aktion nicht. Hintergrund ist ein neuer HR-Auftritt der Basler Verkehrs-Betriebe.
«Grün ist gut»
Unter dem Motto «Grün ist gut» versucht das Unternehmen, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für sich zu gewinnen. «Auch die BVB spüren den Fachkräftemangel», steht in einer offiziellen Mitteilung.
Gezielt sollen unter anderem auch junge Menschen mit der Kampagne angesprochen werden, sagt auf Anfrage Mediensprecher Matthias Steiger.
Aber auch «alle, die gerne bei der grössten Mobilitätsanbieterin der Region Basel mithelfen und einen sinnstiftenden Job wollen», so Steiger.
Bis Herbst plane man, die auffälligen Wackelaugen an den BVB-Fahrzeugen angebracht zu lassen. Auch entsprechende Plakate sind Teil der Aktion.
Ebenso begleitet wird die Kampagne von einem eigens produzierten Hip-Hop-Song in Kooperation mit dem Basler Musiker Moony.

Dieser trägt den Titel «Stig mit yy» und wurde bereits online veröffentlicht. Die Tonfolge des Refrains werde man von jetzt an als akustisches Ankündigungssignal für Durchsagen in Trams und Bussen verwenden.
Gekostet hat der gesamte neue Auftritt 120'000 Franken.
«In den nächsten Jahren werden verschiedene BVB-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter pensioniert», erklärt Steiger. Deshalb wolle man auch junge Menschen für die Verkehrs-Betriebe begeistern und erreichen.
Experte: Sinnvoll, Trams und Busse zu verwenden
Bei einem herausfordernden Arbeitsmarkt ist es wichtig, eine zielgruppenspezifische Ansprache zu fahren.
Dies sagt Prof. Dr. Andreas U. Lanz, Marketingprofessor an der Universität Basel, auf Nau.ch-Anfrage.
Dabei sei es – neben dem Kanal – auch von entscheidender Bedeutung, die entsprechende Sprache zu wählen.
Der Experte sagt: «Es scheint, dass sich die BVB genau dieser Strategie verschrieben haben – und gleichzeitig den zentralen Wert des Unternehmens ausspielt: nachhaltige Mobilität.»
Es ergebe Sinn, die eigene Infrastruktur – sprich die Trams und Busse – zur Übermittlung der Message einzubeziehen. Schliesslich seien junge Menschen oft mit dem ÖV unterwegs, so Lanz.
Laut dem Marketingprofessor müsse die Kampagne aber dennoch auch stark auf den sozialen Medien gefahren werden. Diese Zielgruppen würden dort «viel Zeit» verbringen.
Was das Lied betrifft, ist er sich sicher: «Im Vorfeld wurden bestimmt Abklärungen zur Resonanz der Person und des Songs innerhalb der Zielgruppe getroffen.»