Die Schweiz erlebte 2022 so viele Bankomat-Attacken wie noch nie. 2023 haben sich die Fälle fast halbiert – die Strategie der Behörden scheint zu fruchten.
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Ein von der Kantonspolizei Wallis veröffentlichtes Fahndungsfoto zeigt drei Personen, die einen Bankomaten in Leytron VS aufbrechen. - sda - Kantonspolizei Wallis

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Schnitt jede Woche wurde in der Schweiz letztes Jahr ein Geldautomat angegriffen.
  • Das Bundesamt für Polizei hat darum im Mai die Banken an den runden Tisch geholt.
  • Die Massnahmen wirken: Für 2023 zeichnet sich bereits eine deutliche Abnahme der Fälle ab.
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Unser sonst so sicheres Land verzeichnete im Jahr 2022 einen aussergewöhnlichen Höchstwert: Im Schnitt einmal pro Woche wurde irgendwo in der Schweiz ein Geldautomat von Kriminellen attackiert. Nachdem die Zahl in den letzten Jahren stetig zugenommen hatte, markierten die 56 Fälle im letzten Jahr einen vorläufigen Höhepunkt.

Doch jetzt scheint es zu einer Trendwende zu kommen: Dieses Jahr dürfte die Zahl der Angriffe auf Geldautomaten zurückgehen. 2023 ist es bisher erst zu 23 Vorfällen gekommen, wie das Bundesamt für Polizei (Fedpol) auf Anfrage erklärt.

Bahnhof Luzern
Unbekannte sprengen einen Bankomaten am Bahnhof Luzern. In der Schweiz hatten die Angriffe auf die Geldautomaten in den letzten Jahren stetig zugenommen.
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Im Jahr 2022 gab es insgesamt 56 Attacken auf Bankomaten. Ein Höchstwert. (Archiv).
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Polizeiliche Spurensicherung nach einer Bankomaten-Sprengung im Kanton Wallis. (Archivbild vom Februar 2023)
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Das Fedpol versucht darum seit letztem Jahr intensiv, mit den Banken einen besseren Schutz aufzubauen.
Aesch BL
So sollen solche Bilder wie hier in Aesch BL vermieden werden.

Tatsächlich zeichne sich im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang ab. «Das ist erfreulich, allerdings ist die Kriminalitätslage volatil und die Lage kann sich schnell ändern», sagt Fedpol-Sprecherin Berina Repesa. Man sei mit den neuen Fallzahlen noch nicht am Ziel angekommen – gerade diese Woche gab es zwei neue Bankomatsprengungen.

Internationale Tätergruppen schwer zu fassen

Die Behörden wissen dank bisheriger Ermittlungen, welche Gruppierungen für die Angriffe verantwortlich sind. «Es gibt unter anderem eine holländische Tätergruppe, eine albanisch-sprechende Tätergruppe, eine aus Rumänien, eine aus Serbien und eine aus Frankreich.»

Dabei handle es sich jeweils um drei bis vier Personen, die die Automaten angehen. Im Hintergrund steht jeweils ein grösseres kriminelles Netzwerk. Die verschiedenen Gruppen haben alle ihre typischen Vorgehensweisen: Die Holländer benutzen vorwiegend Sprengstoff, andere eher Zangen und Werkzeug.

Das Fedpol zeigt, wie ein Bankomat bei einem Test gesprengt wird. - Youtube / @Swiss Federal Police fedpol

Die Täterschaft ist gut organisiert: Operiert wird oft aus gemieteten Räumen jenseits der Grenze, indem sie eine Basis für Planung, Logistik und Rückzugsraum einrichten. Die Verbrecher kommen nur für den Angriff in die Schweiz, der Angriff dauert wenige Minuten. «Sie arbeiten schnell und präzise», attestiert das Fedpol.

Mehrere Täter festgenommen

Die Behörde kann den Banken selbst keine Anweisungen erteilen, was den Schutz der Geldautomaten angeht. Also setzte man sich im Mai an den runden Tisch, um Lösungen zu besprechen.

Mit dabei waren auch die SBB, der Versicherungsverband, SIX und Bankomaten-Betreiber Euronet Services. Die Geldinstitute hätten sich kooperativ gezeigt und seither aufgerüstet, so das Fedpol.

Wie oft benutzen Sie noch Bankomaten?

Für jeden Standort muss eine eigene Risikoanalyse erstellt werden: «Je nach Risikopotenzial können unterschiedliche Massnahmen eingesetzt werden wie eine Gittertür, Videoüberwachung oder ein Standortwechsel», so Repesa.

Von den ausländischen Tätern konnten dank internationaler Zusammenarbeit bereits mehrere festgenommen werden. «Das ist gut und wichtig, aber im grossen Kontext reichen Verhaftungen alleine nicht aus», sagt die Sprecherin. Genauso wichtig sei die Prävention, dass Schweizer Ziele für die kriminellen Netzwerke weniger attraktiv werden.

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