Ausländische Personen sind proportional häufiger Gewaltopfer als Menschen mit dem Schweizer Pass. Asylsuchende sind am stärksten betroffen.
Gewalt
Das Pro-Kopf-Risiko, Opfer einer Gewalttat zu werden, ist für ausländische Menschen mehr als doppelt so hoch wie für Schweizer Bürgerinnen und Bürger. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Risiko, Gewaltopfer zu werden, ist für Ausländer höher als für Schweizer Bürger.
  • Ausländische Personen sind mehr als doppelt so oft Opfer von schwerwiegenden Straftaten.
  • Meist geschieht Gewalt innerhalb einer Bevölkerungsgruppe.
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In der Schweiz hat die Kriminalität zugenommen. 53 Prozent der Beschuldigten sind Personen ohne den Schweizer Pass. Aber Ausländerinnen und Ausländer werden auch überproportional häufig Opfer von Gewalttaten.

Bei schwerwiegenderen Straftaten wie versuchter Tötung oder schwerer Körperverletzung sind die Unterschiede am grössten. Menschen ohne roten Pass werden zwei- bis zweieinhalbmal so häufig Opfer solcher Delikte als Schweizerinnen und Schweizer.

Asylbewerber achtmal häufiger Opfer von schwerer Körperverletzung

In der Asylbevölkerung sind die Zahlen sogar noch höher: Asylbewerberinnen werden fast viermal so oft vergewaltigt wie Frauen mit dem Schweizer Pass. Asylbewerber werden achtmal so oft Opfer von schwerer Körperverletzung als Schweizer Bürger.

Kriminologe Dirk Baier vermutet sogar eine Unterschätzung dieser Zahlen in der offiziellen Statistik. Viele ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger würden seltener Anzeige erstatten: aufgrund von Unkenntnis des Systems oder mangelndem Vertrauen in die Polizei, erklärt er gegenüber dem «Tages Anzeiger».

Asylunterkunft
Eine Asylunterkunft. Asylbeantragende sind proportional gesehen dreimal häufiger von Gewalt betroffen als Personen mit dem Schweizer Pass.
Dirk Baier
«Gewalt findet meist innerhalb einer Bevölkerungsgruppe statt», sagt Kriminologe Dirk Baier.
Häusliche Gewalt Symbolbild
So seien bei häuslicher Gewalt vor allem Familienmitglieder betroffen, die in der Regel dieselbe Herkunft haben. (Symbolbild)

Fast 63 Prozent aller Gewaltdelikte im letzten Jahr betrafen zwar Schweizer Bürgerinnen und Bürger. Drei Viertel der Menschen, die in der Schweiz leben, haben den Schweizer Pass. Das zeigt: Zahlenmässig werden Menschen mit Schweizer Pass zwar öfter Gewaltopfer – es ist aber auch mit Abstand die grösste Bevölkerungsgruppe.

Doch sind Ausländer mehr als eineinhalbmal so häufig und Asylsuchende sogar dreimal so häufig betroffen. Das Risiko, Opfer von Gewalt zu werden, ist für Ausländer pro Kopf betrachtet also um einiges höher.

Baier: «Ausländer richten Gewalt gegen andere Ausländer»

«Gewalt findet meist innerhalb einer Bevölkerungsgruppe statt», erklärt Baier. Das bedeutet, dass Täter und Opfer oft aus derselben Gruppe stammen. So seien bei häuslicher Gewalt vor allem Familienmitglieder betroffen, die in der Regel dieselbe Herkunft haben.

Die Wahrscheinlichkeit für einen Schweizer, Opfer einer schweren Gewalttat durch eine ausländische Person zu werden, sei statistisch gesehen nahezu null. Die meisten ausländischen Täter richten ihre Gewalt gegen andere Ausländer, sagt Baier zum «Tages-Anzeiger».

Wussten Sie, dass Asylsuchende so häufig von Gewalt betroffen sind?

Trotzdem werde das Bild des kriminellen Ausländers in den Medien weiter gezeichnet. «Das perfekte Opfer für die Medien ist eine junge Schweizer Frau oder eine ältere Person, die wehrlos erscheint», meint Baier. Ein jugendliches männliches ausländisches Opfer passe nicht in dieses Narrativ.

Auch dass Behörden Ausländer als Hauptgrund für den Anstieg der Kriminalität identifizieren, hält Baier für Unsinn: «Erstens sind nie nur Ausländer für Kriminalitätsveränderungen verantwortlich. Zweitens hat das Ausländersein nichts mit Kriminalität zu tun; es sind immer soziale und persönliche Umstände, die Kriminalität verursachen.»

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