Die Senkung der Unternehmenssteuern im Kanton Aargau führt paradoxerweise zu höheren Steuereinnahmen.
Geld
Laut Berechnungen des Regierungsrats resultierte die Verringerung der Steuerlast für Unternehmen im Kanton Aargau in einem Anstieg der gesamten Steuereinkünfte. - keystone
Ad

Die Senkung der Steuerbelastung für Unternehmen im Kanton Aargau hat nach Berechnungen des Regierungsrats unter dem Strich zu höheren Steuereinnahmen geführt. Allein bei drei Grossunternehmen ergaben sich im Jahr 2022 sogenannte dynamische Effekte von 7,6 Millionen Franken.

Das Aargauer Volk hiess die deutlich tieferen Gewinnabgaben der grossen Unternehmen im Mai 2022 mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 56,7 Prozent gut. Das Steuergesetz trat als Sonderfall rückwirkend auf Anfang des Jahres 2022 in Kraft.

Konkret sank die Gesamtsteuerbelastung für juristische Personen mit einem Jahresgewinn ab 250'000 Franken von 18,6 Prozent auf 15,1 Prozent. Die Reduktion begann im Steuerjahr 2022 mit der Reduktion auf 17,4 Prozent. Seit Anfang dieses Jahres gilt der Steuersatz von

15,1 Prozent. Der Aargau will auf diese Weise ins schweizerische Mittelfeld vorrücken.

Dynamischer Effekt durch attraktiven Standort

Der Regierungsrat und die bürgerliche Mehrheit des Grossen Rates versprachen sich von der Steuersenkung sogenannte dynamische Effekte. Das bedeutet: Weil die Steuerbelastung sinkt, wird der Aargau für Unternehmen attraktiver, sie bauen aus oder ziehen in den Kanton. Und so fliessen letztlich mehr Steuereinnahmen in die Staatskasse.

Im Jahr 2022 seien mehr als die erwarteten zusätzlichen Steuereinnahmen zusammengekommen, schreibt der Regierungsrat in seiner Antwort auf eine Interpellation von SP und Grünen. Er hatte für den Kanton Mehreinnahmen von drei Millionen Franken und für die Gemeinde eine Million Franken erwartet.

Auswirkungen bei Grossunternehmen

Das kantonale Finanzdepartement analysierte die Steuerdaten genau. Im Jahr 2022 stiegen die Steuereinnahmen als Folge der gewachsenen Gewinne um 35 Millionen Franken im Vergleich zum Jahr 2021. Den dynamischen Effekt schätzt der Kanton auf mindestens 7,6 Millionen Franken.

Als Beispiel für die Wirkung nennt der Regierungsrat ein grösseres Unternehmen mit Standorten in mehreren Kantonen. Für die Steuern muss das Unternehmen seine Standorte jeweils den verschiedenen Kantonen zuteilen. Der Aargau profitierte – und das Unternehmen bezahlte sechs Millionen Franken mehr Steuern.

Motivation durch gesenkten Gewinnsteuertarif

Die Unternehmung habe dem kantonalen Steueramt mitgeteilt, dass der Ursprung und die Motivation für diese Ausrichtung darin begründet liege, dass der Aargau den Gewinnsteuertarif gesenkt habe, wie der Regierungsrat festhält.

Ein zweites Unternehmen mit Standorten in mehreren Kantonen im Bereich Finanzen, Management und IT habe im Aargau deutlich mehr Mitarbeitende eingestellt – mit dem Hinweis auf die Tarifsenkung. Der zusätzliche Kantonssteuerertrag beträgt laut Regierungsrat im Jahr 2022 insgesamt 1,5 Millionen Franken.

Weitere positive Auswirkungen erwartet

Er präsentiert noch ein weiteres Beispiel: Eine mittelgrosse Unternehmung mit Standorten in mehreren Kantonen plane eine Geschäftserweiterung eines neuen Betriebsteils an ihrem bisherigen Standort im Aargau.

«Die Firma ist gemäss eigenen Angaben steuersensitiv und realisiert diesen Ausbau vor allem aufgrund der gesunkenen Gewinnsteuertarife im Kanton Aargau», heisst es in der Antwort des Regierungsrats. Die Bilanz: 100'000 Franken mehr Steuerfranken in der Staatskasse.

Es sei sehr wahrscheinlich, dass weitere von den rund 2000 betroffenen Unternehmen dynamische Effekte generiert hätten, hielt der Regierungsrat fest.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

FinanzdepartementFrankenSteuernGrüneSPAarau