Aargauer Influencerin verkündet Geburt von Baby mit Plazenta-Foto

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Aarau,

Zum vierten Mal ist Influencerin Monika alias «Mamadenktlaut» Mutter geworden. Ihr Geburtspost braucht starke Nerven.

Geburt
Influencerin Monika alias «Mamadenktlaut» stellt in ihrer Online-Geburtsankündigung auch die Plazenta ins Zentrum. - Screenshot / Instagram

Das Wichtigste in Kürze

  • Sie wolle zeigen, wie wichtig die Plazenta sei, so Influencerin «Mamadenktlaut».
  • Deshalb postete die Aargauerin ein Foto von Baby plus Plazenta und Nabelschnur.
  • Eine Knigge-Expertin rät von solchen Geburtskarten hingegen dringend ab.

Dieser Geburtspost ist nichts für zart Besaitete. Ins Auge sticht nicht das Baby, sondern das weniger süsse Drumherum.

Gemeint sind eine Plazenta plus Nabelschnur– diese hübsch zu einem Herzchen gebastelt. Auch Blut ist auf dem Foto zu sehen.

«Deine Plazenta wog stolze 700g, die normalerweise ca. 400g wiegt», steht im Post.

So hat die Aargauer Influencerin Monika alias «Mamadenktlaut» die Geburt ihres Sohnes Kalino Amaro vermeldet.

«Mal ein anderes Bild»

«Ich wollte mal ein anderes Bild zeigen als ein Baby in einem perfekt dekorierten Zimmer», sagt Monika auf Anfrage.

Sie wolle mit dem abgebildeten Mutterkuchen darauf aufmerksam machen, wie wichtig dieses Organ sei.

«Oft wissen Mütter gar nicht, wie ihre Plazenta aussah, weil sie sofort nach der Geburt entsorgt wird.»

«Werde Plazenta anmalen»

Anders läuft das Ganze bei einer sogenannten Lotusgeburt. Hierbei wird die Nabelschnur nicht wie üblich abgetrennt. Stattdessen trägt die Mutter die Plazenta mit dem Baby herum, bis die Nabelschnur von selbst abfällt. Der Mutterkuchen ist dabei in einem Gefäss oder einer Tasche versorgt.

Auch der Influencerin war wichtig, die Nabelschnur nicht sofort von der Plazenta zu trennen. «Nach 2,5 Stunden war ich bereit dafür und mein Mann schnitt die Nabelschnur durch.»

Vorher habe die Hebamme die Nabelschnur zu einem Herzen geformt. Ihr Mann habe mit dem Handy das Foto für den Online-Geburtspost gemacht.

Die 31-Jährige ist vierfache Mutter. Wie nach ihrer dritten Geburt lagert sie die Plazenta zurzeit einige Tage im Tiefkühler.

«Danach werde ich sie auch wieder mit Acryl anmalen und davon einen Abdruck machen, sodass es aussieht wie ein Baum.» Später wolle sie die Plazenta an einem schönen Ort vergraben und ein Bäumchen pflanzen.

Fans geben positives Feedback zu Plazenta-Bild

Das Sujet postete sie nicht nur auf Instagram, sondern verschickte es ihrem Umfeld auch über Whatsapp.

Eine Geburtskarte per Post habe sie auch bei ihren anderen drei Kindern nicht verschickt. «Weil mir auffiel, dass die meisten Leute Geburtskarten irgendwann sowieso wegwerfen.»

Die Influencerin hat rund 8000 Follower. Für den Post erhielt sie rund 400 Likes. Die Kommentare fallen durchwegs positiv aus.

Wie findest du den Geburtspost?

Zahlreiche Userinnen gratulieren zur Geburt. «Oh mein Gott, ich weine gerade vor Freude. Willkommen, du schöner Mensch», schreibt eine Userin zudem etwa. Angewiderte Kommentare sind weit und breit keine zu sehen.

«Ich habe auch sonst keine negativen Kommentare bekommen», sagt Monika. Dies sei eher bei anderen Posts und Videos der Fall gewesen.

In diesen dokumentiert sie etwa ihre Geburt. «Manche Frauen fühlten sich überrumpelt und sagten, sie wollten keine Geburt so detailliert sehen.»

«Das geht gar nicht»

Trotzdem: Nicht überall kommen Plazenta-Fotos gut an. Kniggetrainerin und Imageberaterin Franziska Knecht rät von derartigen Geburtskarten oder -posts dringend ab.

«Das geht gar nicht», sagt sie. «Die Leute können mit sowas nicht umgehen.» Das müssen sie aber auch nicht, findet die Kniggetrainerin.

Solche Beiträge seien angebracht, wenn es einen sinnvollen medizinischen Hintergrund in einem klar benannten Forum gebe.

«Wenn es sie betrifft, machen sie sich selbst kundig.» Dafür bieten sich laut Knecht Fachartikel an.

«Ich frage mich manchmal, was bei Posts auf Social Media der Informationsgehalt sein soll.» Die Plazenta und Nabelschnur seien etwas Intimes. «Auch ist es etwas Natürliches, das man nicht breittreten muss.»

Die meisten setzen bei Geburtsverkündung auf Tierchen statt Organe

Für problematisch hält Knecht den Post auch, weil auf Social Media alles ungefiltert auf die User einprasselt. «Kinder und Jugendliche sollten solchen Fotos erst recht nicht ohne seriöse medizinische Einordnung begegnen.»

Tatsächlich scheint es sich bei der Geburtsankündigung mit Plazenta-Bild von Influencerin Monika denn auch um einen Einzelfall zu handeln.

Aline Ledergerber entwirft für ihren Online-Shop Ma'Loulou Geburtskarten. Einen Trend für Sujets mit Mutterkuchen und Co. stellt die Bielerin nicht fest.

«Tiermotive, Blumen und abstraktere Dinge mit Aquarell-Hintergründen sind stattdessen gefragt», sagt sie.

Geburt
Aline Ledergerber würde in ihrem Online-Shop Ma'Loulou auch Geburtskarten entwerfen, die auf Natürlichkeit setzen. - zVg.

Dennoch wäre sie auch offen für Geburtskarten, die auf Natürlichkeit setzen. «Zu zeigen, was bei einer Geburt wirklich passiert, gehört auch dazu», sagt Ledergerber.

So begrüsse sie auch, dass auf Social Media immer mehr Mütter die körperlichen Auswirkungen ihrer Schwangerschaft zeigten, anstatt zu verstecken.

Geburten ohne Tabus

Auf Social Media geben immer mehr Promis und Influencer unverblümte Einblicke in Geburten. Influencer Gabirano dokumentierte in einem Instagram-Video, wie seine Freundin mit den Wehen kämpfte und jammernd im Bett lag.

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Gabirano ist Vater einer Tochter geworden. Auf Instagram zeite er ohne Tabus, wie es seiner Freundin erging. - Instagram / @gabirano

Der französische Fussballspieler Lucas Hernandez veröffentlichte in einem Video sogar die Geburt seiner Tochter. Manche User kritisierten, dass der Star die intimen Momente teilte.

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Für das Geburtsvideo erhielt Lucas Hernandez auch Kritik. - Instagram @lucashernandez21 und victoriatriay

Kommentare

User #1114 (nicht angemeldet)

Ist das auf dem Foto ein Mann oder eine Frau?

User #1543 (nicht angemeldet)

das ist voll gruusig

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