In einer Aargauer Schule wurde ein Jude antisemitisch gemobbt, ihm wurde gesagt, er solle vergast werden. Nun ermittelt die Polizei.
Antisemitismus
Auch an Schweizer Schulen kommt es vermehrt zu antisemitischen Angriffen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein jüdischer Schüler wurde im Aargau antisemitisch gemobbt.
  • Die Peiniger zeigten den Hitlergruss und sagten, man solle ihn vergasen.
  • Nun ermittelt die Polizei, es dürfte sich um ein Offizialdelikt handeln.
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Die antisemitischen Angriffe auf Juden haben seit der Eskalation des Nahostkonflikts nach dem Hamas-Angriff am 7. Oktober auch in der Schweiz massiv zugenommen. In seinem Bericht schreibt der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) von einer «regelrechten Antisemitismus-Welle». Betroffen davon sind auch Schülerinnen und Schüler.

In einer Bezirksschule im Kanton Aargau sei ein jüdischer Schüler «beschimpft, geschubst und geschlagen» worden. Ihm seien die Hosen heruntergezogen worden. Die Peiniger hätten den Hitlergruss gezeigt und ihm gesagt, man solle ihn «vergasen». Diesen Fall beschreibt der SIG im Bericht unter der Rubrik «die gravierendsten Fälle».

Jonathan Kreutner
Jonathan Kreutner ist der Generalsekretär des Schweizerisch Israelitischen Gemeindebundes. - keystone

Bereits vor dem Hamas-Angriff auf Israel und der darauffolgenden Reaktion habe es Feindseligkeiten gegeben, sagt Jonathan Kreutner zur «Aargauer Zeitung». Doch danach sei die Situation «eskaliert», so der Generalsekretär des SIG. Es sei vermehrt zu Beschimpfungen und Tätlichkeiten gekommen.

Die Polizei sei vom Opfer und dessen Familie nicht eingeschaltet worden. Kreutner sagt, dass generell die Lehrpersonen und die Schulleitung die ersten Ansprechpersonen und für die Sicherheit der Schüler zuständig seien.

Laut Sprecherin Corina Winkler hatte die Kantonspolizei Aargau bislang keine Kenntnisse von Übergriffen auf jüdische Schüler. Dem im Bericht erwähnten Fall werde man aber nachgehen. Denn es dürfte sich um ein Offizialdelikt handeln, in dem von Amtes wegen ermittelt wird. Winkler rät «allen Opfern von Straftaten, eine Anzeige zu machen».

SIG-Generalsekretär: «Nulltoleranzgrenze bei Antisemitismus»

Der Mediensprecher der Aargauer Staatsanwaltschaft, Adrian Schuler, schliesst sich diesem Ratschlag an. Er sieht auch die Lehrpersonen und Schulleitungen in der Pflicht: Für sie bestehe zwar keine Anzeigepflicht, wichtig sei aber die Zusammenarbeit mit den Behörden. Er rät, im Zweifelsfall den Hörer in die Hand zu nehmen und anzufragen.

Haben Sie schon einmal einen antisemitischen Vorfall erlebt oder beobachtet?

SIG-Generalsekretär Kreutner sagt, dass es auch auf das Alter der Beteiligten und die Schwere der Tätlichkeiten ankomme. Auch, ob sich die Täter nach Interventionen der Schule bessern oder weiter machten, sollte beachtet werden.

Für ihn ist auch wichtig, das Opfer ernst zu nehmen. Die Vorfälle sollten nicht als «jugendliche Rangelei» oder «Sprücheklopfen» abgetan werden. Er fordert in der «Aargauer Zeitung»: «Den Tätern muss klargemacht werden, dass es bei Gewalt, antisemitischer Diskriminierung und Mobbing aller Art eine Nulltoleranzgrenze gibt.»

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