Das Programm des 17. «unerhört»-Festivals bringt ab dem 23. November Randgebiete des Jazz zum Klingen.
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Openair (Symbolbild) - Unsplash

Das Programm des 17. «unerhört»-Festivals bringt Randgebiete des Jazz zum Klingen. Ab dem 23. November gibt es 23 Konzerte in Zürich und Winterthur.

Kaum je waren die Hochschul-Studienlätze an den Jazz-Abteilungen im Land so begehrt wie heute. Wer wirklich etwas lernen will zu Musik, studiert Jazz, lautet der Tenor in jungen Kreisen. Wie passt dieser Trend zusammen mit der Aussage von Shabaka Hutchings, Saxer bei der angesagten Band Sons Of Kemet? «Unser Publikum kommt in Massen, weil wir unsere Musik nicht Jazz nennen», sagt der Brite.

Just in diesen vermeintlichen Gegentrends orten die Veranstalter des Zürcher «unerhört»-Festivals das Zauberwort eines globalen Musikaustausches, dem sie mit ihren Programmen seit Jahren ein Forum geben wollen. Es seien die Randgebiete des Jazz respektive dessen offenen Ränder in alle Richtungen, was man mit dem Festival-Namen «unerhört» zum Klingen bringe.

Assoziatives Musizieren

Saxer Shabaka Hutchings spielt in Zürich solo, bringt die Kemet-Rezeptur aber gleichwohl auf die Bühne als brodelnde Überlagerungen aus Jazz und Hip-Hop, Afro- und Karib-Rhythmen. Assoziativ geht auch das Trio Punkt.Vrt.Plastik der slowenischen Pianistin Kaja Draksler ans Werk. Aus komplexen Improvisations-Gebilden finden Draksler und ihre Kollegen überraschend zu lyrischen Melodielinien.

Weitere Spielarten aus überlappenden Klanggebieten bieten der dänische Drummer Peter Bruun mit seinem Quartett, das neue Quintett AKSHAM der albanischen Sängerin Elina Duni oder das Multimedia-Projekt des US-nigerianischen Autors Teju Cole mit Schweizer Beteiligung: Sylvie Courvoisier am Piano und Julian Sartorius an den Drums.

Hommagen an Cecil Taylor

Natürlich dürfen am «unerhört»-Festival auch einige «alte Kämpen» nicht fehlen, die langjährige Beziehungen zur aktiven Zürcher Szene pflegen. Der britische Gitarren-Derwish Fred Frith spielt mit dem Improvisationsensemble der Hochschule Luzern. Aus New York reisen mit viel Perkussions-Gepäck Robyn Schulkowsky und Joey Baron an. US-Gitarrist Marc Ribot präsentiert sein Kult-Trio Ceramic Dog. Der ostdeutsche Drummer Günter Baby Sommer trifft auf Star-Trompeter Till Brönner.

Mit zwei Piano-Abenden gedenkt das Festival des im Frühling verstorbenen Free-Pioniers Cecil Taylor. Es spielen die Schweizerinnen Irène Schweizer, Sylvie Courvoisier und Yves Theiler sowie der Brite Alexander Hawkins.

Überraschendes aus der CH-Szene

Eine zentrale Aufgabe sehen die «unerhört»-Macherinnen in der Dokumentierung des Schweizer Jazzschaffens. Mit dem Kukuruz Piano-Quartet stellt eines der aktivsten Grenzgänger-Ensembles sein neues Programm «Homunculus» vor - mit Live-Elektronik.

Das kaleidoskopisch agierende WG-Trio Heinz Herbert stellt seine neue CD «Yes» vor, allerdings mit Gastdrummer Lionel Friedli statt Mario Häni. Nicht fehlen dürfen District Five: die gefeierte Youngsters-Band wird Überraschendes aus dem Zürcher Kreis 5 auf die Bühne zaubern.

An Bühnen bespielt das Festival ein Dutzend unterschiedlichster Spielorte: Von der Alten Kaserne Winterthur bis zur sakralen Helferei in Zürich, vom Theater Rigiblick bis ins Moods, vom ZHdK-Hausclub Mehrspur bis ins Museum Rietberg.

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