Pfuusbus hat von November bis April so viele obdachlose Menschen wie noch nie beherbergt. Grund ist, dass Obdachlose im Raum Zürich finden zunehmends weniger Schlaf-Alternativen vorfinden. Die Suche nach den Ursachen führt zum Stadtrat und zum Flughafen.
Es war ein eher milder Winter. Trotzdem flüchteten so viele Obdachlose wie noch nie in den Pfuusbus. (Symbolbild)
Es war ein eher milder Winter. Trotzdem flüchteten so viele Obdachlose wie noch nie in den Pfuusbus. (Symbolbild) - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Pfuusbus verzeichnet in der jüngsten Saison 5'517 Übernachtungen – das ist Rekord.
  • Für die steigenden Zahlen sorgt die Schliessung dreier Gammelhäuser im Zürcher Kreis 4.
  • Daneben könnten neue Wegweisungen des Zürcher Flughafens den Zustrom beeinflusst haben.

Obdachlose hatten es diesen Winter nicht einfach bei der Suche nach einer Schlafstelle in Zürich. Kakerlaken, zertrümmerte WCs und Heroinspritzen im Treppenhaus sprachen Bände über die Zustände in den Gammelhäusern im Zürcher Kreis 4. Der Zürcher Stadtrat ergriff das Zepter und kaufte die drei trostlosen Gebäude auf. Unmittelbare Folge war aber, dass er den Bedürftigen häufig genutzte Aufenthaltsorte wegnahm.

Neue Richtlinien am Flughafen Zürich

Damit nicht genug, sind Obdachlose seit September letzten Jahres im Zürcher Flughafen nicht mehr Willkommen. Grund: Neue Regeln verbieten das Sitzen und Liegen auf Verkehrsflächen oder das Durchwühlen von Abfalleimern. Personen, die dagegen verstossen, werden unmittelbar weggewiesen und erhalten ein Hausverbot.

Pfuusbus sei Glück

Zum Glück gibt es da noch den Pfuusbus. Die Schlafstelle der Sozialwerke Pfarrer Sieber wurde in dieser Kälte-Periode mehr denn je zur wichtigsten Adresse für Schlafsuchende im Raum Zürich. Die Schliessung der Gammelhäuser und die Wegweisungen am Zürcher Flughafen waren hier deutlich zu spüren: Zwischen November und April strömten so viele Obdachlose wie noch nie in dem Pfuusbus.

Die Pfuusbusse empfangen von November bis Anfang April Obdachlose.
Die Pfuusbusse empfangen von November bis Anfang April Obdachlose.
Vorhang auf: Ein Blick auf die Schlafstelle in einem Pfuusbus.
Vorhang auf: Ein Blick auf die Schlafstelle in einem Pfuusbus.
Pfarrer Ernst Sieber engagiert sich seit über 60 Jahren für die sozial Schwächsten der Gesellschaft.
Pfarrer Ernst Sieber engagiert sich seit über 60 Jahren für die sozial Schwächsten der Gesellschaft.
Der Blick von aussen.
Der Blick von aussen.

Insgesamt beträgt die Anzahl Übernachtungen 5'517 (Vorjahr: 4'103) – bei 294 verschiedenen Gästen (262). In einer Medienmitteilung wies die Stiftung von Pfarrer Ernst Sieber (90) auf diese erstaunlichen Zahlen hin. An deren Höhe änderte auch der milde Winter nichts.

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