Rendez-vous Bundesplatz: Banken profitieren, bezahlen aber nicht!
Das «Rendez-vous Bundesplatz» findet heuer zum 15. Mal statt. Das ist alles andere als selbstverständlich, wie das Gespräch mit Initiantin Brigitte Roux zeigt.

Das Wichtigste in Kürze
- Brigitte Roux ist Initiantin des Lichtspektakels Rendez-vous Bundesplatz.
- Der BärnerBär hat Brigitte Roux im Vorfeld zur neuen Ausgabe «Voyage» interviewt.
- «Voyage» nimmt die Gäste mit zu den grössten Sehenswürdigkeiten der Welt.
- Das Spektakel ist vom 18. Oktober bis am 22. November (ab 19 Uhr) gratis zu sehen.
BärnerBär: Sie sind die treibende Kraft hinter dem «Rendez-vous Bundesplatz», das fest zum herbstlichen Kulturangebot der Bundesstadt gehört. Dieses Jahr versprechen Sie uns unter dem Titel «Voyage» eine Weltreise. Was dürfen wir erwarten?
Brigitte Roux: Voyage lässt Zuschauerinnen und Zuschauer zu den berühmtesten Wahrzeichen der Erde reisen: zum Eiffelturm, zu den Pyramiden von Gizeh, zum Taj Mahal, der Freiheitsstatue in New York und Londons Big Ben. Ich verspreche ein zauberhaftes Spektakel und am Ende eine sichere Landung auf dem Bundesplatz.
BärnerBär: Erstmals werden einzelne Szenen des Spektakels von Live-Musik begleitet. Wie kamen Sie auf diese Idee?
Roux: Die Initiative ging von unserem Presenting Partner aus, dem Migros Kulturprozent. Dieses sprach 200'000 Franken an unser normales Budget. Zudem kam der Vorschlag, mit zusätzlichen 200'000 Franken ein Experiment mit Live-Musik des Musikerkollektivs «Take This» zu finanzieren.
Entscheidend ist, dass die Einsätze auf die Zehntelsekunde genau passen. Ich bin sehr gespannt, ob das jedesmal klappt. Denn die Leute müssen dreimal pro Abend spielen, und das während fünf Wochen.

BärnerBär: Das Rendez-vous Bundesplatz ist sozusagen Ihr Kind. Wie kamen Sie ursprünglich auf die Idee?
Roux: Ich war seit Jahren selbstständig in der Kommunikationsbranche tätig, als ich im Dezember 2006 zum Golfen auf Madeira war. Dort erlebte ich, wie die ganze Hauptstadt Funchal in Licht eingetaucht wurde. Das hat mich umgehauen.
Ich entschied mich spontan, mich künftig der Lichtkunst zu widmen. Nach der Rückkehr nach Hause gründete ich meine Firma Starlight Events GmbH.
BärnerBär: Weshalb entschieden sie sich für das Bundeshaus als «Leinwand»? Ihnen als Zürcherin wäre doch zum Beispiel der Paradeplatz in Zürich oder das Grossmünster näher gewesen?

Roux: Der Bundesplatz und das Parlamentsgebäude sind die perfekte Bühne für ein Ton- und Lichtspektakel, wie es mir vorschwebte. Die zentrale Lage mitten in der Bundesstadt macht diesen Ort einzigartig. Und die Fassade des Bundeshauses mit ihren Details und der Kuppel bietet eine einmalige Fläche für Lichtspektakel.
BärnerBär: Und für die Zweckentfremdung des Bundeshauses bekamen Sie einfach so eine Bewilligung?
Roux: Nein, natürlich nicht. Die Verwaltungsdelegation des Parlaments lehnte ab, weil das Gebäude nur parlamentarischen, nicht kommerziellen Zwecken dienen dürfe. Das war meine Rettung, denn beim Rendez-vous handelt sich um eine kulturelle Manifestation.
Ich habe also vier Jahre lang immer wieder «gestürmt». Am Schluss waren sie wohl so genervt, dass sie nachgaben. Aber man sagte mir, «wir machen eine Ausnahme, die Bewilligung ist einmalig».
BärnerBär: Hatten Sie von Anfang an Sponsoren, welche das Rendez-vous finanzierten?
Roux: Am Anfang habe ich alles aus der eigenen Tasche bezahlt und dabei mein Erspartes aufgebraucht. Geld für Werbung oder Medienarbeit hatte ich keines.
BärnerBär: Der Bundesplatz ist auch ein Bankenplatz mit den Hauptsitzen der Nationalbank, der Valiant und der BEKB sowie einer CS-Filiale. Da haben Sie sicher Geld von den Banken bekommen?
Roux: Die Kulturstiftung der BEKB bot von sich aus ihre Beteiligung an: «Frau Roux, wir finden es toll, was vor unserer Bank geboten wird.» Wichtige Geldgeber sind, wie gesagt, auch das Migros Kulturprozent und die Bieler Stiftung Vinetum.
Zwar war vor der ersten Ausgabe die Idee aufgekommen, dass die grossen Banken am Platz gemeinsame das Sponsoring übernehmen. Valiant, Credit Suisse und UBS hatten aber kein Interesse. Vom Schauspiel am Bundesplatz profitierten sie hingegen gern: Sie rufen mich an und wünschen Fotomaterial und Programme, laden Kunden auf Ihre Balkone ein und offerieren Apéros.

BärnerBär: Und wieviel trägt die Stadt Bern bei?
Roux: Das Rendez-vous schafft nachgewiesenermassen eine zusätzliche Wertschöpfung von mindestens zwölf Millionen Franken in Hotellerie, Gastronomie, Detailhandel und bei den Museen. Die 200'000 Franken, die wir von der Stadt erhalten, sind also sehr gut angelegt.
BärnerBär: Ihr Ziel war es, nicht nur ein Lichtspektakel zu kreieren, sondern gleichzeitig eine Geschichte zu erzählen. Das ist gelungen. Schon das erste Rendez-vous 2011 war ein durchschlagender Erfolg.
Roux: Das Thema unseres ersten Rendez-vous lautete «Die Schweiz und das Bundeshaus werden gebaut». Zur Premiere kamen 500 Leute.
Aber das Ereignis sprach sich herum: Schliesslich begeisterte das Spektakel rund 330'000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Letztes Jahr kamen mehr als 620'000.

BärnerBär: Das Rendez-vous hat sich unter anderem mit der Mondlandung, dem kleinen Prinzen von Saint-Exupéry oder mit dem «Point Nemo» beschäftigt. Wie kommen Sie auf die Ideen?
Roux: Meine Ideen kommen mir oft im Bett, aber ich habe ja ein ganzes Team um mich. So kam ein Kopf von Lumine Projections aus Wien auf die Idee mit dem «Point Nemo». Er ist ein Fan von Jules Verne, aus dessen Roman sowohl Kapitän Nemo als auch das U-Boot Nautilus stammen.
BärnerBär: Wieso arbeiten Sie mit einer Firma aus Wien zusammen?
Roux: Ich lege grössten Wert darauf, für jede Produktion die passenden Licht- und Szenografie-Profis zu engagieren. Die Zusammenarbeit mit Lumine Projections für den Content und die Realisierung ermöglicht perfekte Animationen und Installationen.
Lumine Projections arbeitet stets mit der neuesten Generation von Projektoren und Soundsystemen. Das führt zu gestochen scharfen 3D-Bildern und intensiven Farben. Und die Lautstärke passen wir jeweils der Besucherzahl an.