Apropos: Lohntransparenz? Lasst das Gehaltsgeheimnis ­in Ruhe!

Redaktion
Redaktion

Bern,

Lohntransparenz verspricht Fairness. In der Schweiz könnte es jedoch zu mehr Neid als Gerechtigkeit kommen.

Apropos Bär
Apropos Bär - zvg

Lohntransparenz? Klingt erstmal nach Gerechtigkeit und Fairness – und ­irgendwie nach Schweden. Aber Hand aufs Portemonnaie: In der Schweiz hat das mit dem Gehalt noch nie jemand an die grosse Glocke gehängt. Und das ist auch gut so.

Wir Schweizer sind Meister im Diskreten. Wir sagen ja nicht einmal, wen wir wählen – geschweige denn, was wir verdienen.

Denn sind wir ehrlich: Sobald klar ist, dass Kollege Meier 10'000 Franken mehr verdient als man selbst, geht das Kopfkino los. «Warum der? Der macht doch nichts!» Zack, der Neid sitzt im Büro mit am Tisch. Und wer will das schon?

Klar, Lohntransparenz klingt super auf dem Papier. Gleichstellung, weniger Diskriminierung und all das. Aber in der Realität schafft sie oft mehr Missgunst als Gerechtigkeit.

Und mal ehrlich: Wer seine Zahl auf dem Lohnzettel stolz rumzeigt, ist entweder selbstbewusst – oder extrem schlecht bezahlt und hofft auf Mitleid.

Dazu kommt: Löhne sind auch in der Schweiz ein Ergebnis von Erfahrung, Verhandlungsgeschick und manchmal schlicht Glück.

Sollten Löhne in der Schweiz transparent offengelegt werden?

Wollen wir das wirklich nivellieren? Dann könnten wir auch gleich alle im Einheitsgrau zur Arbeit erscheinen.

Und überhaupt: Wenn’s nur noch um Zahlen geht, wird das Klima im Team frostiger als ein Januarmorgen auf dem Jungfraujoch. Statt Kollegialität gibt’s dann stille Ranglisten im Kopf – und das ist alles andere als produktiv.

Lohntransparenz mag in anderen Kulturen funktionieren. Bei uns gehört das Schweigen über Geld zur Folklore – wie Fondue, Schwingfest und das diskrete Nicken im Tram. Und das darf ruhig so bleiben.

Kommentare

User #6063 (nicht angemeldet)

Lohn Geheimnis dient nur einem, dem der sich an euch eine goldene Nase verdient. Ich habe einst einen Chef angezeigt, weil er mit Kündigung drohte, sollte Einer seinen Lohn offenlegen. Die Chauffeure mit teils massiv unter bezahlten Löhnen, meist nicht aus der Schweiz, habe ich darüber informiert, dass er deutlich weniger bezahlt als andere Firmen, welche auch dringend oeler brauchen. Folge, drei Chauffeure verliessen mit mir die Firma. Bravo

Weiterlesen

Apropos
Apropos

MEHR AUS STADT BERN

Maurice Lavoyer (rechts im YB-Shirt) mit seinem 10-jährigen Brude
1 Interaktionen
Schreibt wie Journi
Berner Star-Geigerin Gwendolyn Masin
1 Interaktionen
Mit 47!
Die Wasseramsel
1 Interaktionen
Sommer an der Aare
Marvin Keller, Torhüter der Young Boys Bern im Interview
YB-Goalie Keller