«Super Soccer» bleibt als eine vergessene Fussballperle in Erinnerung mit unvergesslichen 16-Bit-Tunes. Ein Game, das wiederentdeckt werden will, um es nach einem Tag wegzulegen.
Der Torwart auf dem Cover: Oliver Kahn? Oder doch eher Donald Trump?
Der Torwart auf dem Cover: Oliver Kahn? Oder doch eher Donald Trump? - Human Entertainment
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Das Wichtigste in Kürze

  • «Super Soccer» ist am 13. Dezember 1991 für das SNES erschienen.
  • Human Entertainment hat die Sportsimulation entwickelt, Nintendo hat sie herausgegeben.

Die Fussball-WM 2018 in Russland rückt immer näher – Zeit also für eine digitale Aufwärmphase. Weil Fifa und PES über die heutigen Konsolen herrschen, geraten die Retro-Urväter ins Abseits. Gerade «Super Soccer» auf dem SNES hat die Revolution zum 3D-Fussballsimulator mit angezettelt. Das 16-Bit-Sportgame verschwand aber danach genauso schnell vom Spielfeld – wie aus den Köpfen der Gamer. Dabei galt er als spassigster Kicker vor der Fifa-Ära. Auch heute bleibt «Super Soccer» ein kultiges Sportgame für zwischendurch.

Gameplay – Spielspass mit wackeliger Steuerung

Gleich mit dem Intro gibt Entwickler Human Entertainment den Ton an: Eine ohrwurmtaugliche Hymne blendet zum Menüscreen. Viele Optionen bieten sich nicht an. Entweder kickt man gegen einen Freund oder misst sich im Turniermodus gegen 15 andere Nationen – das Herzstück von «Super Soccer». Hier steigt die Schwierigkeit exponentiell an, die grossen Brocken wie Deutschland und Argentinien verlangen Routine und noch mehr Glück.

Japan gegen Belgien im Turniermodus - Human Entertainment

Die Steuerung ist nicht allzu komplex, trotzdem schwer zu meistern, denn sie ist zu unberechenbar. Sobald ein Gespür für die Steuerung da ist, bereitet jedoch Partie grosse Freude.

Verteidigen können Spieler mit einer Grätsche oder gleich härter mit einem Bodycheck, das mehr in ein Eishockeygame gehört. Aber viel effektiver als die Grätsche ist, wenn auch mehr Karten anzieht.

Erst beim Passspiel zeigen sich die Schwächen beim Gameplay. Pässe gleichen einer Lotterie, man weiss nie, ob ein Pass ankommt, geschweige denn, wo er landet – häufig beim Gegner. Auch beim Schiessen braucht der Spieler eine geübte Hand, um die unhaltbaren Effet-Schüsse abzufeuern, welche die KI schon perfekt beherrscht. Alternativ sind gewisse Winkelschüsse ebenso gefährlich, was das Toreschiessen gegen einfache Gegner monoton wirken lässt.

Deutschland gegen Italien - Human Entertainment

Grafik – einzigartiges Mitelmass

Das Gameplay ist hier von der Präsentation abhängig, das Gezeigte ist nämlich einzigartig –auffallend: der Kamerawinkel. Die Kamera hockt hinter dem Ball und fängt den Raum bis zum anderen Ende des Spielfelds ein. Die damit erzeugte Pseudo-3D-Grafik saugt näher an die Action an, was sich zwar intensiv und einzigartig spielt, aber teilweise auch knifflig. Dann nämlich, wenn man gegen die Kamera zuspielt und das Tor gar nicht sieht.

Die Animationen sind zweckmässig, haut den SNES-Fanatiker nicht gleich vom Hocker, jedoch sorgen Zwischensequenzen für amüsante Momente. Wenn zum Beispiel ein Spieler sich verletzt und ein schwarzes Kreuz das Gesicht bedeckt.

Dabei widerspiegeln die Töne auch die Nationen. Im Sound von Kolumbien sind Latino-Akzente hörbar, während in Kameruns Pseudo-Trommeln einen afrikanischen Touch verleiht.

Sound – Suchtgefahr

Entwickler Human Entertainment hat für jede Nation einen eigenen Soundtrack komponiert. Während die Fans mit einem statischen Rauschen ihre Mannschaften anfeuern, sorgen die Titelmelodien für Kopfnicker. Spätestens nach dem ersten Spiel ist man fast gezwungen mitzusummen, um sich gleichzeitig auch selbst zu motivieren.

Titelmelodien von Kolumbien und Kamerun - Human Entertainment

Fazit

«Super Soccer» erinnert ein wenig an die Fussballmeisterschaft selbst. Als Casual-Fussballfan freut man sich alle zwei Jahre auf ein Länderturnier, danach geht das Interesse wieder verloren. So spielt sich «Super Soccer», alle Jahre eine ausgiebige Partie, danach legt man das Game wieder weg. Die technischen Schwächen und das Gefühl einen Glücksautomaten zu bedienen, überschatten den fast perfekten Soundtrack. Trotzdem: Etwas zieht einen immer wieder zurück. Mag dieses Etwas vielleicht nur die Nostalgie sein?

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