Die Studie eines internationalen Forschungsteams belegt, dass es während der Corona-Pandemie mehr Todesfälle ohne Viruserkrankung gab als im Vorjahr.
Coronavirus Schweiz
Ein medizinischer Mitarbeiter behandelt einen Patienten, der am Coronavirus leidet. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Pandemie fordert auch zusätzliche Todesopfer.
  • Dies belegt eine Studie eines internationalen Forschungsteams.
  • In der Schweiz gab es demnach 1656 zusätzliche Todesfälle.

Die erste Covid-19 Welle forderte in 19 Staaten Europas, darunter der Schweiz, sowie in Australien und Neuseeland 206'000 Tote. Dies berechnete ein internationales Forscherteam. Dabei verursachte SARS-CoV-2 selbst 167'000 Todesfälle, die anderen waren Opfer der Begleitumstände.

In der Schweiz gab es laut der im Fachjournal «Nature Medicine» veröffentlichten Studie zufolge 1656 zusätzliche Todesfälle, die dem neuartigen Coronavirus zugeschrieben werden.

Die Forschenden um Majid Ezzati berechneten mit mathematischen Modellen, wie viele Menschen in diesen Staaten normalerweise gestorben wären. Und zogen diese Zahlen von den dokumentierten Todesfällen ab. Auf diese Art berechneten sie die «Übersterblichkeit» während der ersten Pandemiewelle.

Mehr Männer als Frauen gestorben

Von Mitte Februar bis Ende Mai starben in diesen Ländern insgesamt 206'000 Menschen mehr als, ohne der Pandemie zu erwarten gewesen wäre, erklären die Forscher. Dies entspricht in etwa der Zahl der Lungenkrebs-Toten in all jenen Ländern während eines ganzen Jahres.

Von den Opfern waren 106'000 Männer und 100'000 Frauen. Das Verhältnis sei demnach insgesamt recht ausgeglichen, während oftmals von viel mehr männlichen SARS-CoV-2 Toten berichtet wird.

Nimmt man alle Länder zusammen, ist die Zahl der zusätzlichen Toten um 23 Prozent höher als die Zahl der Corona-Opfer. In Spanien (69 Prozent) und Italien (46 Prozent) waren die Unterschiede besonders frappant. Das mag teils an nicht erkannten SARS-CoV-2-Infektionen liegen, sowie an höherer Sterblichkeit durch andere Krankheiten. Weil die medizinische Versorgung nicht mehr so gut funktionierte.

Einige Länder weisen keine Übersterblichkeit auf

In manchen Ländern wie Frankreich, Belgien und der Schweiz war die Übersterblichkeit vermutlich geringer als die Zahl der belegten Corona-Opfer. So gab es in der Schweiz 1656 Coronatote bei 1400 zusätzlichen Todesfällen.

In Australien, Bulgarien, Tschechien, Ungarn, Neuseeland und der Slowakei gab es hingegen gar keine Übersterblichkeit. Oder sie betrug maximal fünf Prozent. In diesen Ländern starben im Untersuchungszeitraum trotz aller Corona-Todesfälle wahrscheinlich sogar weniger Leute als ohne Pandemie.

Unterschiede bisher nicht erklärbar

Mögliche Erklärungen dafür sind etwa eine geringere Zahl an Influenza-Erkrankungen und anderer Atemwegskrankheiten. Aber auch eine geringere Zahl der Verkehrs- und Freizeitunfälle sowie der Gewalttaten durch den Lockdown führten zu diesen Erkenntnissen.

Warum es so eklatante Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern gibt, sei schwer zu sagen, erklären die Forscher. Wahrscheinlich würden hier viele verschiedene Dinge zusammenspielen. Wie zum Beispiel der Gesundheitszustand der Bevölkerung, die sozialen Bedingungen, die Reaktionen der Entscheidungsträger und der Zustand des Gesundheitssystems.

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