Müllverbrennungsanlagen könnten zum Klimaschutz beitragen

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Zürich,

Laut ETH-Forschenden könnten Müllverbrennungsanlagen grosse Mengen an Treibhausgasen aus der Atmosphäre abziehen. In Europa sehen sie grosses Potenzial dafür.

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Ein Krangreifer befüllt in der Kehrichtverbrennungsanlage eine Ofenlinie mit Müll. - sda - Keystone/GAETAN BALLY

Das Wichtigste in Kürze

  • Kehrichtverbrennungsanlagen können Treibhausgase auf der Atmosphäre abziehen.
  • Europa könnte dadurch potenziell 200 Millionen Tonnen CO2 im Jahr einsparen.
  • Die dazu nötige Technologie existiert bereits, es bestehen aber noch logistische Probleme.

Müllverbrennungsanlagen könnten eine grosse Menge Treibhausgase aus der Atmosphäre abziehen, die dann unterirdisch gespeichert werden. 200 Millionen Tonnen würden so pro Jahr in Europa eingespart, haben Forschende der ETH ausgerechnet. Das Problem ist der Transport.

Die Technologie, um CO2 unter anderem aus der Papierindustrie und der Kehrichtverbrennung abzuziehen, sei einsatzbereit. Dies erklärt Marco Mazzotti, Professor am Institut für Energie-​ und Verfahrenstechnik und Leiter der Studie, in einer Mitteilung vom Dienstag. Das CO2 müsste dann allerdings in Speicherstätten transportiert werden, beispielsweise mittels Pipelines. Denn die Lagerstätten – etwa unter dem Meeresboden der Nordsee – sind weit entfernt von den Produktionsstätten.

BECCS -Technologie soll CO2-Emissionen reduzieren

BECCS heisst die Technologie: Bioenergy With Carbon Capture And Storage – Energiegewinnung aus Biomasse mit CO2-​Abscheidung und ‐Speicherung. Es ist eine sogenannte Negativemissionstechnologie, mit welcher Treibhausgasemissionen, die unvermeidbar sind, kompensiert werden könnten.

Würde BECCS vollumfänglich genutzt, liessen sich die CO2-​Emissionen in Europa um 200 Millionen Tonnen pro Jahr reduzieren. Das sind etwa 5 Prozent der europäischen Emissionen im Jahr.

Das grösste Potenzial liegt in Europa bei Betrieben der Papier-​und Zellstoffindustrie. Ebenfalls ins Gewicht fallen Kehrichtverbrennungsanlagen, denn rund die Hälfte des Abfalls ist Biomasse. Auch mit Holz betriebene Blockheizkraftwerke sind Quellen, ebenso wie Biogasanlagen. Weitere Quellen seien Kläranlagen und Jauchegruben, heisst es in der Mitteilung.

Schweden als potenzieller Klimavorreiter

In manchen Ländern, etwa Schweden mit seiner starken Papierindustrie, liegt das Klimaschutzpotenzial weit über dem Durchschnitt: Das Land könnte mit BECCS beinahe dreimal so viel CO2 aus Biomasse abscheiden, wie es heute CO2 fossilen Ursprungs ausstösst. «Schöpft Schweden sein ganzes BECCS-​Potenzial aus, könnte es Emissionshandelszertifikate verkaufen und damit Emissionen anderer Länder ausgleichen». Das sagt Lorenzo Rosa, Wissenschaftler in Mazzottis Gruppe und Erstautor der Studie.

Den Anbau von Nutzpflanzen mit dem primären Ziel der Energiegewinnung klammerten die ETH-Forschenden bewusst aus. Denn dieser gilt als wenig nachhaltig. «Der weltweite Nahrungsmittelbedarf wird sich bis 2050 verdoppeln. Wir benötigen daher dringend BECCS-​Ansätze, die nicht auf Bioenergie-​Plantagen beruhen», sagt Rosa.

Noch wird in der Regel kein CO2 abgeschieden in Papierwerken, Kehrichtverbrennungs-​ und Biogasanalagen. Nach Ansicht der ETH-​Forschenden «sollte man damit baldmöglichst beginnen».

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