Mithilfe des Blutmarkers lässt sich der Krankheitszustand bei Patienten mit Multiples Sklerose messen. Dies könnte den Weg zu gezielten Therapien öffnen.
Anhand eines Proteins im Blut lässt sich der zu erwartenden Krankheitsverlauf und die Wirksamkeit einer Therapie bei Multipler Sklerose abschätzen. (Symbolbild)
Anhand eines Proteins im Blut lässt sich der zu erwartenden Krankheitsverlauf und die Wirksamkeit einer Therapie bei Multipler Sklerose abschätzen. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Blutmarker misst den Krankheitszustand von Patienten mit Multipler Sklerose.
  • Somit könnte der Weg zu personalisierten Therapien eröffnet werden.
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Forschende haben eine Referenzdatenbank eines Blutmarkers erstellt, mit der sich der Krankheitszustand von Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose messen lässt. Sie hoffen, dass dies den Weg zu gezielteren und personalisierten Therapien eröffnet.

Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche und neurodegenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems, die überwiegend in Schüben verläuft.

In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche neue Therapien entstanden, welche die Zahl und Stärke der Schübe und damit die Verschlechterung des Gesundheitszustands verringern können. Dennoch: Es gibt Patientinnen und Patienten, bei denen die gewählte Behandlung nur unzureichend wirkt oder langfristig zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen kann.

Marker gibt Aufschluss über Krankheitsaktivität

Die Forschenden um Jens Kuhle vom Universitätsspital und der Universität Basel berichten im Fachblatt «Lancet Neurology» nun, einen Blutmarker validiert zu haben, der Aufschluss über die aktuell vorhandene Krankheitsaktivität gibt und damit auch über die Wahrscheinlichkeit für entzündliche Schübe oder einer Verschlechterung des Gesundheitszustands im nächsten Jahr. Der Marker hilft demnach abzuschätzen, ob jemand gut oder schlecht auf eine Therapie anspricht - oder ob sie allenfalls angepasst werden sollte.

Der Neurologe Kuhle sagte gemäss einer Mitteilung vom Donnerstag, dass die Ergebnisse Hoffnung machen würden, «dass man die Therapiewahl künftig besser begründen und auf den individuellen Verlauf abstimmen kann».

Sklerose
Multiple Sklerose greift das zentrale Nervensystem des Menschen an. - dpa

Bei dem Blutmarker handelt es sich um das Neurofilament-Leichtketten-Protein (NfL). Es gilt bereits seit längerer Zeit als Marker, der anzeigt, dass sich neurodegenerative Prozesse abspielen und die Schädigung des Nervensystems voranschreitet. Weil bisher aber keine Referenzwerte vorlagen, die den altersabhängigen Anstieg sowie den Einfluss des Körpergewichts berücksichtigen, sei der diagnostische Nutzen dieses Biomarkers im Einzelfall aber schlecht beurteilbar gewesen, schreiben die Forschenden in ihrer Arbeit.

Bald im Klinikalltag im Einsatz?

Nun schlossen sie diese Lücke: Sie erstellten eine Referenzdatenbank, um zuverlässige Schlüsse aus den NfL-Konzentrationen ziehen zu können. In die Datenbank flossen mehr als 20‘000 Blutproben von über 10‘000 MS-Betroffenen und Kontrollpersonen.

Bei NfL handle es sich um den ersten Marker zur Krankheitsaktivität bei MS, der im Blut gemessen werden könne und Potenzial habe, im Klinikalltag angewendet zu werden, sagte Kuhle im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. So können Medizinerinnen und Mediziner auf die neu erstellte Datenbank über eine App zugreifen, um die im Blut gemessenen NfL-Werte ihrer Patienten mit den Normwerten zu vergleichen.

«Für Personen mit MS gibt es inzwischen eine Vielzahl von Medikamenten», erklärte Kuhle. Es sei wichtig, aber bisher mit Unsicherheit behaftet, das optimale Medikament für den einzelnen Betroffenen zum richtigen Zeitpunkt auszuwählen.Wenn man den Wert eines objektiven Blutmarkers in die Entscheidung einfliessen lassen könne, sei das ein wichtiger Etappenerfolg.

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