Bausteine der Sprache existierten schon vor 40 Millionen Jahren

Keystone-SDA
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Zürich,

Laut einer Studie der Universität Zürich seien dem Affen erste Bausteine der Sprache bekannt gewesen. Sie konnten bei einem Experiment Grammatikfehler erkennen.

Weissbüschelaffe
Weissbüschelaffen benötigen überraschend lange zur Verarbeitung sozialer Interaktionen, da sich die entsprechenden Gehirnregionen bis ins frühe Erwachsenenalter entwickeln, wie eine UZH-Studie zeigt. (Archivbild) - sda

Das Wichtigste in Kürze

  • Erste Bausteine der Sprache habe bereits der Affe geschaffen.
  • Zu diesem Schluss kam das Institut für Vergleichende Sprachwissenschaft der UZH.
  • Die Testaffen konnten grammatikalische Fehler erkennen.

Schon die gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Affe erkannten Regeln in komplexen sprachlichen Konstruktionen. Das fand das Institut für Vergleichende Sprachwissenschaft der UZH mittels einer künstlichen Grammatik heraus. Affen verstanden sie genauso gut wie Menschen.

Um gleiche Voraussetzungen für menschliche und tierische Versuchsteilnehmer zu schaffen, kreierte das Forscherteam um Professor Simon Townsend von der Universität Zürich (UZH) eine künstliche Grammatik: Sätze wurden mit Tönen statt Wörtern gebildet.

Zürich Uni
Die verurteilte Susanne S. ist weiterhin Assistentin und Doktorandin am Psychologischen Institut der Universität Zürich für klinische Psychologie und Psychotherapie. - Keystone

Dann wurde diese Hilfssprache den Probanden beigebracht: Weissbüschelaffen – eine brasilianische Neuweltaffenart – an der Uni Zürich. Schimpansen an der University of Texas und Menschen an der Universität Osnabrück.

Affen besitzen wichtigste kognitive Eigenschaft

Untersucht wurde – nach Worten des Teams – «eine der wichtigsten kognitiven Eigenschaften, die für die Sprachverarbeitung nötig ist. Nämlich die Fähigkeit, die Beziehung von Wörtern in einem Satz zu verstehen, auch wenn sie durch andere Satzteile getrennt sind».

Der Fall liegt etwa dann vor, wenn ein Relativsatz zwischen Subjekt und Prädikat eingeschoben ist. Beispiel: «Der Hund, der die Katze biss, rannte weg». Der kognitive Knackpunkt liegt im Erkennen der «nicht benachbarten Abhängigkeit» von Hund und Wegrennen.

Das klappte tatsächlich bei Affen wie Menschen, wie die Forschenden am Mittwoch mitteilten. Nach der Tonfolge für ein Subjekt erwarteten die Probanden ein Verb, egal, was noch alles dazwischen geschoben wurde.

Affen bemerkten Fehler in der Grammatik

Die Nagelprobe wurde mittels fehlerhaften Sätzen gemacht: Es wurden Tonkombinationen abgespielt, welche die gelernten Regeln verletzten. In diesen Fällen reagierten Weissbüschelaffen und Schimpansen mit messbarer Irritation.

Gentechnik an Affen
Gentechnik darf nicht an Affen angewendet werden. (Symbolbild) - Keystone

Sie schauten doppelt so lange auf den Lautsprecher als bei regelkonformen Sätzen. «Dies war für die Forschenden ein Hinweis darauf, dass die Tiere überrascht waren. Sie bemerkten die Fehler in der Grammatik», freuten sich die Wissenschaftler.

«Die Ergebnisse zeigen, dass alle drei Arten in der Lage sind, nicht benachbarte Abhängigkeiten zu verarbeiten. Die Fähigkeit ist bei Primaten also wahrscheinlich weit verbreitet», so Townsend. Das deute darauf hin, dass dieses kritische Merkmal der Sprache bereits bei unserem letzten gemeinsamen Vorfahren existierte.

Der Zweig der Neuweltaffen hätte sich vor etwa 40 Millionen Jahren vom Stammbaum des Menschen getrennt. Diese wichtige kognitive Fähigkeit sei also schon viele Millionen Jahre vor der Evolution der menschlichen Sprache entstanden.

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