Von Montag an muss sich Ex-Tennis-Star Boris Becker bis zu drei Wochen lang vor Gericht in London verantworten.
Boris Becker muss sich ab dem 21. März in London vor Gericht verantworten.
Boris Becker muss sich ab dem 21. März in London vor Gericht verantworten. - Peter Kneffel/dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen Unstimmigkeiten rund um sein Insolvenzverfahren muss Boris Becker vor Gericht.
  • Er soll Teile seines Vermögens nicht ordnungsgemäss angegeben haben.
  • Zudem soll er seine Trophäen nicht ausgehändigt haben.

Seit Jahrzehnten füllt Boris Becker mit Liebesgeschichten und Trennungen die Klatschspalten. Zuletzt geriet immer mehr seine finanzielle Situation in den Fokus. Nun könnte ihm theoretisch sogar Gefängnis drohen. Angespannt, aber nicht panisch – so hatte Boris Becker noch vor kurzem seinen Gemütszustand angesichts des Strafverfahrens gegen ihn in London beschrieben.

Nun rückt der Prozess näher. Von Montag an muss sich der ehemalige Tennis-Star bis zu drei Wochen lang vor Gericht in London dem Vorwurf stellen, er habe in seinem Insolvenzverfahren Teile seines Vermögens nicht ordnungsgemäss angegeben und Trophäen nicht ausgehändigt. Becker bestreitet das.

boris becker
Boris Becker ist der erfolgreichste deutsche Tennisspieler aller Zeiten. Aktuell sitzt er im Gefängnis. - Keystone

Grund, angespannt zu sein, gibt es durchaus: Dem dreimaligen Wimbledon-Sieger könnten theoretisch bis zu sieben Jahre Haft drohen. Mehr als 20 AnklagepunkteEigentlich könnte das Insolvenzverfahren, das seit 2017 läuft, bereits beendet sein. Doch die Saga scheint kein Ende zu nehmen. Der «Bild am Sonntag» sagte Becker im Februar in einem Interview, die vergangenen fünf Jahre seien «verdammt lang» und «die härtesten meines Lebens» gewesen.

Nimmt Hilfe eines Übersetzers in Anspruch

Für das Strafverfahren will der 54-Jährige die Hilfe eines Übersetzers in Anspruch nehmen. Der Grund dafür ist nicht ganz klar, denn der Wahl-Londoner spricht eigentlich einwandfrei Englisch und trat auch immer wieder als Tennis-Experte im BBC-Fernsehen auf. «Wenn er etwas zum Ausdruck bringt, könnte es besser sein, er tut das auf Deutsch und es wird dann ins Englische übersetzt», sagte sein Verteidiger Jonathan Laidlaw der Nachrichtenagentur PA zufolge bei einer Voranhörung vor Gericht.

Zu den mehr als 20 Anklagepunkten konnte sich Becker vor Prozessbeginn gegenüber Medien nicht konkret äussern. Es wird aber erwartet, dass er vor Gericht ausführlich vernommen wird. Dann werde «eine ganze Menge persönlicher Dinge» zur Sprache kommen, hatte sein Anwalt PA zufolge angekündigt. Unter anderem soll Becker laut Anklage Teile seines Vermögens an seine Ex-Partnerinnen Barbara (55) und Lilly (45) überwiesen und damit dem Zugriff des Insolvenzverwalters entzogen haben.

Boris Becker
Boris Becker wurde im Juni 2017 für zahlungsunfähig erklärt. - Keystone

Ein anderes Thema dürften die vermissten Pokale sein. Becker hatte in allen Punkten auf unschuldig plädiert. Tennissocken wurden versteigert Einen Teil seiner Pokale und weitere persönliche Gegenstände hatte der Insolvenzverwalter bereits im Sommer 2019 versteigert. Darunter sogar Tennissocken des ehemaligen Spitzensportlers. Becker zeigte sich tief getroffen. «Bei dieser Versteigerung geht es nur darum, mir persönlich wehzutun, weil ich natürlich emotional an den Trophäen hänge», sagte Becker einmal der «Bild am Sonntag».

Teilweise von bizarren Wendungen geprägt

Teilweise war das Insolvenzverfahren von bizarren Wendungen geprägt. Eine Zeit lang behauptete Becker, er könne rechtlich nicht belangt werden, weil er Diplomat der Zentralafrikanischen Republik sei. Tatsächlich wurde er auf der Webseite der Botschaft des Landes in Brüssel als «Attaché für die Beschaffung von Mitteln für sportliche, kulturelle und humanitäre Angelegenheiten» aufgeführt. Der dortige Botschafter pflichtete ihm bei. Doch mehrere Regierungsmitglieder des bitterarmen Landes widersprachen. Schliesslich verzichtete Becker auf die umstrittene Argumentation.

In dem Strafverfahren gibt es bislang keine Anzeichen dafür, dass der auch auf dem Tennisplatz stets als hartnäckig bekannte Becker aufgeben könnte. «Wenn alles gegen mich läuft, habe ich ein Problem. Aber ich bin ein Mensch, der niemals aufgibt und immer bis zum Ende kämpft», hatte der frühere Weltranglisten-Erste noch im Februar betont.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

BotschafterWimbledonHaftBBCBoris BeckerGericht