Der über 80-jährige, wegen Völkermordes angeklagte Félicien Kabuga soll an das International Residual Mechanism for Criminal Tribunals ausgeliefert werden.
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Staatsanwältin Clarisse Taron kommt zur Anhörung von Félicien Kabuga in Paris am 27. Mai. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Félicien Kabuga ist wegen Völkermordes in Ruanda angeklagt.
  • Er war mehr als zwei Jahrzehnte auf der Flucht.
  • Nun soll er an ein Tribunal überstellt werden.

Ein mutmasslicher Drahtzieher des Völkermordes in Ruanda soll an ein internationales Tribunal ausgeliefert werden. Der über 80-jährige Félicien Kabuga soll an das International Residual Mechanism for Criminal Tribunals (IRMCT) überstellt werden. So entschied am Mittwoch ein Pariser Berufungsgericht.

Angeklagt wegen Völkermord

Kabuga werden unter anderem Völkermord sowie Verfolgung und Vernichtung der ruandischen Tutsi-Minderheit vorgeworfen. Er war mehr als zwei Jahrzehnte auf der Flucht. Kabugas Anwalt Laurent Bayon kündigte an, Einspruch gegen die Entscheidung des Pariser Gerichts einzulegen.

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Félicien Kabugas Anwältin Nejma Labidi kommt zur Anhörung in Paris am 27. Mai. - keystone

Kabuga wurde 26 Jahre nach dem Völkermord Anfang Mai in Paris gefasst. Er erschien am Mittwoch zur Anhörung erneut im Rollstuhl. Das IRMCT mit Sitz in Den Haag wickelt unter anderem die letzten Fälle des UN-Tribunals zu Ruanda ab.

UN-Tribunal für Ruanda seit 1994

Das UN-Tribunal für Ruanda wurde 1994 etabliert, um Mitverantwortliche des Völkermords strafrechtlich zu verfolgen. Das Tribunal mit Sitz in Arusha in Tansania wurde vor einigen Jahren geschlossen. Kabuga wurde von dem UN-Tribunal in sieben Punkten angeklagt.

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Familienmitglieder von Félicien Kabuga kommen zu dessen Anhörung ins Gericht in Paris am 27. Mai. - keystone

Das IRMCT in Den Haag wirft Kabuga nun vor, die Interahamwe-Miliz unterstützt und finanziert zu haben. Sie war 1994 für einen Grossteil der Morde an mindestens 800 000 Tutsi und gemässigten Hutu verantwortlich. Die Hutu stellen in dem ostafrikanischen Land die Mehrheit, die Tutsi die Minderheit.

Kabuga verstrickt in Genozid an Tutsi

Kabuga soll auch verantwortlich sein für den in den Genozid verstrickten Radio- und TV-Sender RTLM. Dieser hatte zu Morden an Tutsi aufgerufen.

Das Massaker wurde damals erst nach rund 100 Tagen beendet. Als die im Exil gegründete Ruandische Patriotische Front mit dem heutigen Präsidenten Paul Kagame an der Spitze aus Uganda einmarschierte. Viele Überlebende des Genozids hatten die Festnahme Kabugas als wichtigen Schritt in der Verarbeitung des Völkermordes begrüsst.

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