Die «Osmanische Ohrfeige» ist eine üble Nahkampftechnik früherer Soldaten. Die Hand im Besitz des Volkes: Wer bekommt bei den Wahlen die Klatsche ab?
Böser Blick auf die Konkurrenz: Erdogan spricht vom Ohrfeigen, seine Hände bleiben jedoch unten.
Böser Blick auf die Konkurrenz: Erdogan spricht vom Ohrfeigen, seine Hände bleiben jedoch unten. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Sonntag finden in der Türkei die Präsidentschafts- und Parlaments-Wahlen statt.
  • Erdogan nimmt die Rolle des Favoriten ein.
  • Türken haben die «Osmanische Ohrfeige» bnutzt, wenn sie keine Waffen mehr hatten.

Er würde am liebsten alle ohrfeigen. Vor allem jene, die gegen ihn stimmen wollen: Erdogan macht sich für die türkischen Präsidenten- und Parlamentswahlen von nächstem Sonntag bereit.

In diesem Fall soll dies allerdings das Volk für ihn übernehmen. Offen steht, dass es am Ende nicht sogar Erdogan klatscht.

Hat Erdogan seine Passion verloren?

Experten glauben eine Schwäche Erdogans zu erkennen: Seine Auftritte seien einfallslos geworden.

Besser mache es sein Konkurrent Muharrem Ince: Er begeistere mit Schlagfertigkeit. Erdogan wirft Ince an den Hals, dass die Türkei nach 15 Jahren mit ihm «frisches Blut» gebrauche. Der wiederum antwortet: «Deine Opposition ist ein Zerstörungsteam».

Die beiden könnten sich bei einer allfälligen Stichwahl wieder begegnen. In den Umfragen steht Erdogan allerdings vor seinen fünf Konkurrenten. Eine Stichwahl könnte seine Unschlagbarkeit jedoch zum bröckeln bringen.

Angst vor dem Alleinherrscher-Staat

Aus Sicht von Erdogans Gegnern könnte es die letzte Chance sein, die von ihnen befürchtete «Ein-Mann-Herrschaft» zu verhindern. Seit dem Putsch im 2016 wird jede Gegenstimme des Terrorverdachts attestiert und stumm gezwungen.

Sein grösster Kontrahent: Muharrem Ince von den Kemalisten. Er möchte ein Präsident für «alle Türken» sein.
Sein grösster Kontrahent: Muharrem Ince von den Kemalisten. Er möchte ein Präsident für «alle Türken» sein. - dpa

Gebündelte «Osmanische Ohrfeige»

Klar ist: Erdogan spaltet das Land – und ist nicht mehr so sicher wie geglaubt. Immer mehr Türken wählen einen Konkurrenten. Ein richtiger Gegner kann sich – trotz Ince – nicht herauskristallisieren. Viele Parteien, die sich eigentlich nicht vertragen, haben sich gegen Erdogan verbündet. Trotzdem stellen Kemalisten (CHP), Nationalisten (Iyi-Partei) und Islamisten (Saadet-Partei) einen eigenen Kandidaten.

Schade: Eine gebündelte «Osmanische Ohrfeige» hätte mehr Durchschlagskraft.

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