Tschechien will Wehrunterricht als Schulfach wiedereinführen
Nachdem in Tschechien Wehrunterricht als Fach in den Schulen abgeschafft worden war, will es die populistische Bewegung ANO nun wieder einführen.

Die tschechische Regierung der populistischen Bewegung ANO will den verpflichtenden Wehrunterricht an den Schulen wiedereinführen. Die Schüler sollten lernen, «was es heisst, ein Tscheche zu sein», sagte Verteidigungsministerin Karla Slechtova am Dienstag der Onlineausgabe der Zeitung «MF Dnes». Das Unterrichtsfach war 1991 abgeschafft worden - rund anderthalb Jahre nach der friedlichen Wende von 1989 und dem Ende des Sozialismus.
Auf dem Lehrplan sollen zudem Grundlagenwissen über die Armee, ein Erste-Hilfe-Kurs sowie das richtige Verhalten bei einem Terrorangriff auf die Schule stehen. Die Schüler wüssten nicht, ob sie bei einem Anschlag «unter den Tisch klettern oder flüchten» sollten, sagte Slechtova. Allerdings werden Schüler bereits jetzt im regulären Unterricht über Landesverteidigung aufgeklärt. Kritiker sehen darin eine «Militarisierung der Gesellschaft».
Das Wichtigste in Kürze
- Die tschechische Protestbewegung ANO will den Wehrunterricht in den Schulen einführen.
- Der Staat hatte das Unterrichtsfach 1991 abgeschafft.
- Kritiker sehen darin eine «Militarisierung der Gesellschaft».
Die Regierung in Prag ist nach einer verlorenen Vertrauensabstimmung derzeit nur geschäftsführend im Amt, könnte das Vorhaben aber mit anderen Parteien im Parlament durchsetzen. Tschechien ist seit 1999 Nato-Mitglied. Seit Abschaffung der Wehrpflicht zum Jahresbeginn 2005 hat die Armee des Landes mit rund 23'000 Soldaten Probleme, ihre Rekrutierungsziele zu erreichen.