Tausende Tunesier haben am Samstag in der Hauptstadt Tunis gegen Präsident Kais Saied und die Folgen der Wirtschaftskrise demonstriert.
Demonstranten am Samstag in Tunis
Demonstranten am Samstag in Tunis - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Demonstranten kritisieren Machtfülle und Folgen der Wirtschaftskrise.

«Das Volk will, was Du nicht willst» und «Nieder mit Saied. Hau ab, hau ab!», riefen Demonstranten. Unter den Protestierenden waren auch zahlreiche Anhänger der islamistisch geprägten Partei Ennahdha, die bis Juli 2021 stärkste Kraft im tunesischen Parlament war.

Saied hatte Ende Juli 2021 mithilfe eines Notstandsartikels der Verfassung den bisherigen Regierungschef Hichem Mechichi abgesetzt, die Arbeit des Parlaments ausgesetzt und die Immunität der Abgeordneten aufgehoben. Die bis dahin regierende Ennahdha wirft ihm einen «Putsch» vor.

Der Präsident trieb zudem eine Verfassungsänderung voran, die ihm deutlich mehr Macht verlieh. Das neue Parlament kann infolge der Verfassungsreform den Präsidenten nicht mehr absetzen, ein Misstrauensvotum gegen die Regierung ist praktisch unmöglich geworden.

Kritiker befürchten, die Verfassungsreform könnte das Land zurück zu einem autoritären Regierungssystem wie unter dem langjährigen Staatschef Zine el-Abidine Ben Ali führen. Dieser war im Januar 2011 zum Auftakt der Massenproteste des Arabischen Frühlings entmachtet worden.

Ein grosser Teil der Tunesier hatte Saieds Machtübernahme zunächst unterstützt. Die Wirtschaftskrise hat bei vielen jedoch inzwischen für ein Umdenken gesorgt.

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