In Butscha werden weiterhin zivile Opfer mutmasslicher Kriegsverbrechen gesucht. Die EU bereitet wegen der Taten neue Sanktionen gegen Russland vor.
Ukrainischer Solda in Butscha
Ein ukrainischer Soldat schwenkt die ukrainische Flagge auf einer Strasse in Butscha. Rodrigo Abd/AP/dpa - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Butscha wurden nach dem russischen Truppenabzug etliche tote Zivilisten gefunden.
  • Die EU will deswegen neue Sanktionen auf den Weg bringen.
  • Die Ukraine rechnet derweilen mit noch schlimmeren Gräueltaten in anderen Dörfern.

Nach den Kriegsgräueln in der ukrainischen Stadt Butscha bereitet der Westen noch schärfere Sanktionen gegen Russland vor. Beteiligt ist neben der EU auch die Gruppe sieben führender Industrienationen (G7), in der Deutschland derzeit den Vorsitz führt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) deutete an, dass die neuen Strafmassnahmen noch diese Woche in Kraft treten.

Einen sofortigen Stopp von Gas-, Öl- und Kohlelieferungen aus Russland lehnt die Bundesregierung am Montag aber weiterhin ab. Das Entsetzen über die Bilder aus Butscha – einer Vorortgemeinde der ukrainischen Hauptstadt Kiew – ist weiterhin gross.

Suche nach Opfern dauert weiter an

Dort waren am Wochenende nach dem Rückzug der russischen Truppen Hunderte Leichen entdeckt worden. Manche lagen mit gefesselten Händen auf der Strasse. Die Zeitung «Ukrajinska Prawda» meldete unter Berufung auf einen Bestattungsdienst, bis Sonntagabend seien 330 bis 340 leblose Körper eingesammelt worden. Auch in anderen Gemeinden in der Umgebung Kiews wurden Todesopfer entdeckt.

Die Ukraine macht für das Massaker in Butscha russische Truppen verantwortlich, die vor einigen Tagen abgezogen waren. Moskau bestreitet das und spricht von «Fälschung». Die Suche nach weiteren Opfern dauerte auch am Montag an.

Fast 300 Zivilisten wurden entlang der Strasse in Butscha, einer Pendlerstadt ausserhalb der Hauptstadt, von russischen Truppen getötet.
Fast 300 Zivilisten wurden entlang der Strasse in Butscha, einer Pendlerstadt ausserhalb der Hauptstadt, von russischen Truppen getötet. - Mykhaylo Palinchak/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Die ukrainischen Behörden waren weiter dabei, Spuren zu sichern. Dabei sollen sie in den nächsten Tagen internationale Hilfe bekommen. Mehr als 280 Tote wurden bereits in einem Massengrab beigesetzt.

EU will neue Sanktionen erlassen

Weitere Sanktionen der EU gegen Russland werden nach den Worten von Vizekanzler Habeck noch diese Woche folgen. Das neue Sanktionspaket – inzwischen das fünfte – könne Massnahmen umfassen «in der ganzen Bandbreite von persönlichen Sanktionen gegen weitere Menschen aus dem Putin-Regime über technische Güter», sagte der Grünen-Politiker im ZDF.

Den Finanzmarkt werden wir uns auch noch einmal anschauen.» Der Westen hat wegen des russischen Angriffs auf das Nachbarland bereits beispiellose Sanktionen verhängt.

Ukraine befürchtet noch schlimmeres

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äusserte die Befürchtung, dass sich nach dem Massaker in Butscha noch «schrecklichere Dinge auftun könnten». Andere Regionen des Landes stünden noch unter russischer Kontrolle. Dort könnten «noch mehr Tote und Misshandlungen» bekannt werden.

Ukraine Krieg
Ukraine Butscha: 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew, bietet sich nach dem Rückzug der russischen Armee im Ukraine-Krieg ein Bild des Grauens. - dpa

Nach ukrainischen Angaben wurden mehr als 140 von 410 geborgenen Leichen aus der Region Kiew obduziert. «Das ist eine Hölle, die dokumentiert werden muss, damit die Unmenschen, die sie geschaffen haben, bestraft werden», erklärte Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa.

Die Kämpfe gehen weiter

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte, Russland vor der internationalen Justiz wegen Kriegsverbrechen zur Verantwortung zu ziehen. «Es ist klar, dass es heute ganze klare Hinweise auf Kriegsverbrechen gibt. Es war die russische Armee, die in Butscha war», sagte Macron am Montag dem Radiosender France Inter. Zugleich bot er Hilfe bei den Ermittlungen an.

In anderen Teilen der Ukraine gingen die Kämpfe weiter. Die Städte Odessa und Mykolajiw meldeten neue russische Raketenangriffe in der Nacht zum Montag. Von russischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung.

Das Verteidigungsministerium in Moskau berichtete aber von Attacken auf Stellungen der ukrainischen Armee. Der Krieg dauert inzwischen schon fünfeinhalb Wochen.

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