Ein 17-jähriges Mädchen trug einen String Tanga, als sie im irländischen Cork vergewaltigt wurde – nun diskutiert die Politik.
Das Standbild aus der Live-Übertragung von Oireachtas.ie zeigt die irische Abgeordnete Ruth Coppinger, die in einer Sitzung des irischen Parlaments einen String-Tanga hält.
Ruth Coppinger hält einen String Tanga in die Höhe. Die Kleidung einer Frau sollte keine Vergewaltigung gerechtfertigen. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Vergewaltigungsprozess argumentierte die Verteidigerin mit dem String-Tanga des Opfers.
  • Der Angeklagte wurde freigesprochen. Irland ist entsetzt.

String-Tangas sind nach einem umstrittenen Vergewaltigungsprozess in Irland zum Politikum geworden. Mit dem Hashtag #ThisIsNotConsent («Das ist keine Einwilligung») und Fotos ihrer Dessous protestieren derzeit Nutzer sozialer Medien weltweit gegen das Vorgehen einer Anwältin. Die Verteidigerin eines wegen Vergewaltigung angeklagten Mannes hatte in Cork im Südwesten Irlands dem mutmasslichen Opfer vorgeworfen, am Abend des Vorfalls einen String-Tanga – also eine sehr knappe Unterhose – getragen zu haben.

Der Angeklagte war in der vergangenen Woche freigesprochen worden. Vor dem Urteil der Jury hatte seine Anwältin Elizabeth O'Connell an die Juroren appelliert, die Kleidung des mutmasslichen Opfers in Erwägung zu ziehen. Diese beweise, dass die 17-Jährige offen für sexuellen Kontakt gewesen sei. «Sie müssen sich ansehen, wie sie angezogen war. Sie hat einen String-Tanga mit Spitze getragen.»

Mit String im Parlament

Der Vorfall verärgerte auch die irische Abgeordnete Ruth Coppinger, die aus Protest am Dienstag im Parlament einen schwarzen String-Tanga zeigte. «Die 17-Jährige wurde wegen der Wahl ihrer Unterwäsche auf die Anklagebank gesetzt», prangerte Coppinger an. Das solle offenbar die Vorstellung vermitteln, dass die junge Frau «es gewollt» habe. Das Parlament müsse dringend gegen die Beschuldigung von Opfern vorgehen.

In der Hauptstadt Dublin sowie in Cork protestierten am Mittwoch Hunderte Menschen für eine Reform der Rechtslage sowie besseres Training für Anwälte. Verteidiger sollten vermeiden, mutmasslichen Opfern die Schuld für sexuelle Gewalt zu geben.

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